Schon zum zweiten Mal randalierten Linksextreme an der Langstrasse in Zürich. Genügend Mieter finden sich trotzdem. Die Immo-Preise könnten allerdings fallen.
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Häuser an der Langstrasse in Zürich. - Google Street View

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Langstrassen-Quartier in Zürich kam es dieses Jahr bereits zweimal zu Ausschreitungen.
  • Mieter wollen trotzdem da wohnen. Bis zu 100 Bewerber wollen eine Wohnung.
  • Allerdings könnten über lange Sicht die Immobilienpreise leiden.
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Vor zwei Wochen artete eine unbewilligte Demonstration von Linksextremen an der Zürcher Langstrasse völlig aus. Vermummte gingen mit Eisenstangen auf Polizisten los und schlugen Scheiben ein.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr: Erst im Februar war es bereits zu einem ähnlichen Schauspiel gekommen.

Im Kreis 4 hat es allein im letzten Jahr 57 Demonstrationen gegeben. In den Jahren zuvor 63 und 53. Natürlich enden nicht alle davon in Gewalt-Akten.

Trotzdem bereitet das Ausmass an Gewalt bei der neusten Demo Anwohnerinnen und Anwohnern Sorgen. «Bireweich, schrecklich, jenseits», fand ein Teilnehmer der Nau.ch-Strassenumfrage.

Allerdings: Potenzielle Mieter scheinen die Ausschreitungen an der Langstrasse nicht abzuschrecken.

Langstrassen-Anwohner Stefan und Matthias finden, dass die Langstrasse unsicher geworden ist. - Nau.ch/Drone-Air-Media.ch

Beider Immobilienplattform Flatfox bewegt sich die Anzahl Bewerbungen auf eine Wohnung im Vergleich zu 2022 ungefähr auf demselben Niveau.

«Auf eine Wohnung an der Langstrasse bewerben sich bis zu 100 Personen», sagt eine Sprecherin der Immo-Plattform auf Anfrage. Im Schnitt seien es 40 Bewerbungen.

Die Zürcher kritisieren also die Krawalle, aber im Kreis 4 wohnen wollen sie noch immer. Doch: Wie lange noch? Die Ausschreitungen könnten sich langfristig auf die Immo-Preise auswirken.

Regelmässige Krawalle könnten Immobilienwert senken

Donato Scognamiglio, Professor für Immobilienwirtschaft an der Uni Bern, sagt dazu: «Solche Ausschreitungen sind für die dortigen Immobilien garantiert nicht wertsteigernd, wenn es aussieht, wie nach einem Bombeneinschlag.»

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Eine Schneise der Zerstörung zieht sich nach der Demonstration durch die Stadt Zürich.
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Zerstörte Scheiben entlang der Umzugsroute.
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Mehrere Fahrzeuge der Polizei wurden massiv beschädigt.
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Die Polizei wurde mit Steinen, Molotowcocktails, Eisenstangen und Pyros angegriffen.
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Auch Kirchenfassaden waren den Chaoten nicht heilig.
Die Beamten wurden mit Flaschen, Steinen und anderen Geschossen beworfen.

Der Wert einer Liegenschaft sei grösstenteils von der Lage abhängig, erklärt Scognamiglio weiter. «Der Wert des Gebäudes steht im direkten Zusammenhang zum Wert des Bodens, auf dem es steht.»

Würden solche Krawalle toleriert oder sich häufen, verliere die Lage an Wert. Wie hoch der Wertverlust dann ausfalle, sei aber glücklicherweise nicht messbar. Die Folgen seien aber klar: «Immer mehr Personen würden sich einen anderen Wohnort suchen», so Scognamiglio.

Nach solchen Aktionen würden nicht nur die Fassade oder Fenster der Immobilien leiden, sondern auch deren Image. Scognamiglio: «Da es sich um ein beliebtes Ausgangsquartier handelt, wirkt sich das auch negativ auf die ansässigen Geschäfte aus.»

Würden Sie ins Langstrassen-Quartier ziehen?

Heute sind astronomische Preise im Langstrassen-Quartier keine Seltenheit mehr. Etwa 5350 Franken für eine Zwei-Zimmer-Wohnung an der Ankerstrasse. Gehen die Krawalle weiter, könnte sich dies also bald ändern.

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