Behörden präsentieren erste Pläne für Wiederaufbau von Blatten VS

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Oberwallis,

Blatten im Wallis soll nach dem verheerenden Bergsturz in drei bis fünf Jahren wieder aufgebaut werden. Die Behörden präsentierten erste Pläne.

Blatten VS
Einsatzkräfte haben am Freitagmorgen in Blatten mit den ersten grösseren Aufräumarbeiten begonnen. (Archivbild) - Kantonspolizei Wallis

Das vom Bergsturz verschüttete Walliser Dorf Blatten soll nach dem Willen der lokalen Behörden in drei bis fünf Jahren wieder aufgebaut werden. Auch das Kantonsparlament fordert rasche Massnahmen für den Wiederaufbau. Inzwischen haben die ersten grösseren Räumungsarbeiten begonnen.

Etwas mehr als zwei Wochen nach der verheerenden Katastrophe präsentierte der Gemeinderat an einer Versammlung der Bevölkerung von Blatten am Donnerstagabend den vorläufigen Fahrplan für den Wiederaufbau. Gemeindepräsident Matthias Bellwald erklärte in der Turnhalle von Wiler in der Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF, es gehe um zwei Weiler, die man zum neuen Blatten ausbauen könnte.

In den Weilern Eisten und Weissenried sowie dem Dorfkern von Blatten soll das Dorf in einer nächsten Phase wieder aufgebaut werden. Es werde auch dort Strasse, Dorfplatz und Kirche geben. Für die jungen Menschen werde dies dann einst das alte Blatten sein, sagte Bellwald. Laut SRF-Berichterstattung solle das neue Blatten bereits in drei bis fünf Jahren stehen.

Pläne für den Wiederaufbau konkretisiert

Die Gefahrenkarte sei zurzeit intakt, auf dieser Basis sei das Projekt entwickelt worden, sagte Bellwald dem «Walliser Boten». Die Kantonsstrasse sowie die Basis-Infrastruktur sollen rasch wiederhergestellt werden. Er sei sehr optimistisch, dass der eingeschlagene Weg rasch verfolgt werden könne.

Die Leute hätten die Botschaft, dass man zurückkehren will, sehr gut aufgenommen, sagte Bellwald der «Luzerner Zeitung»: «Mit dieser Botschaft war der Grundstein gelegt, dass, wenn wir zurückkehren, man rasch etwas auf die Beine stellen und sich konkret die Frage stellen muss, wo wir das machen können.» Es müsse nun rasch vorwärtsgehen.

Gemäss Berichterstattung hat das Architekturbüro Herzog & de Meuron die Wiederaufbaupläne visualisiert. Bis zum Frühling 2026 sollen die Weiler Eisten, Weissenried und Gassen wieder ans Strom-, Wasser- und Abwassernetz angeschlossen sein. Ab 2027 soll dann die Besiedlungsphase beginnen.

Politische Unterstützung für schnelle Umsetzung

Auch der Walliser Grosse Rat beschäftigte sich am Freitag mit den Plänen für den Wiederaufbau des verschütteten Dorfes. In einer stillschweigend verabschiedeten dringlichen Motion fordern alle Fraktionen, dass die Kantonsregierung rasch Massnahmen für den Wiederaufbau ergreifen solle.

«Um der Bevölkerung von Blatten rasch Perspektiven zu bieten, wird der Staatsrat aufgefordert, alle notwendigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen und die erforderlichen Anpassungen mittels eines dringlichen Dekrets im Herbst 2025 vorzunehmen», heisst es im Text.

Diese Rechtsgrundlage soll «die Anpassung und Genehmigung der Naturgefahrenkarten sowie die Neudimensionierung der Bauzonen im Lötschental ermöglichen, um Wohnraum zu schaffen».

Finanzielle Unterstützung und erste Aufräumarbeiten

Wie bereits angekündigt, wird der Staatsrat dem Grossen Rat einen Verpflichtungskredit von zehn Millionen Franken für Blatten vorlegen. Vom Bund erhält Blatten eine Soforthilfe in Höhe von fünf Millionen Franken.

Derweil haben Einsatzkräfte am Freitagmorgen in Blatten mit den ersten grösseren Aufräumarbeiten begonnen. Zunächst soll ein See, der sich auf der Westseite des Schuttkegels gebildet hat, kontrolliert entleert werden.

Bagger und andere schwere Maschinen von lokalen Bauunternehmen seien damit beschäftigt, eine Zufahrtsstrasse zu diesem See freizuschaufeln, sagte Fernando Lehner vom Regionalen Führungsstab der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

Massnahmen zur Risikominderung

Auch auf der gegenüberliegenden, rechten Talseite waren Arbeiten im Gange. Dort wird das Bett des Tännbachs verlegt, das derzeit im Schuttkegel verläuft. Mit der Verlegung ausserhalb des Schuttkegels soll erreicht werden, dass der Bach weniger Geröll talwärts schiebt.

«In dieser ersten Phase geht es darum, die Gefahr von Überschwemmungen zu minimieren», erklärte Lehner. Am Freitag standen insgesamt rund 30 Arbeiter und Helfer im Einsatz.

Einsatz der Armee und laufende Überwachung

In einer zweiten Phase ab Anfang nächster Woche wird voraussichtlich auch die Armee eingesetzt. Der Schwerpunkt der Arbeiten wird dann laut Lehner beim See hinter dem Schuttkegel auf der Ostseite von Blatten liegen.

Zunächst soll dieser See von den umherschwimmenden Hausdächern, anderen Trümmern und dem Schwemmholz befreit werden. Es ist geplant, Boote der Armee dafür einzusetzen.

Damit die Sicherheit bei den Räumungsarbeiten gewährleistet ist, wird die Lage im Gefahrengebiet streng überwacht. Am Kleinen Nesthorn kommt es weiterhin immer wieder zu kleineren Felsabbrüchen und zu Steinschlag.

Kommentare

User #5473 (nicht angemeldet)

Gondo kann sich vor Touristen kaum retten, dies passiert auch in Blatten.

User #5942 (nicht angemeldet)

Hauptsache die Walliser können jetzt aus dem Hangrutsch ein top modernes Dorf herauszaubern😂😇⛑️

Weiterlesen

Blatten
18 Interaktionen
«Keine Utopie»

MEHR AUS WALLIS