Stadtzürcher nerven sich über Baustellen-Wahnsinn
Vom Kreuzplatz bis zur Bucheggstrasse: Zürichs Tiefbauamt baut, was das Zeug hält. Für Anwohnende ein Ärgernis, für die Stadt eine Notwendigkeit.
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Das Wichtigste in Kürze
- 2025 laufen in Zürich 165 Baustellen, 80 starten dieses Jahr.
- Es geht um Sanierungen und den Ausbau von Werkleitungen, Gleisen und Haltestellen.
- Anwohnende leiden unter Lärm, Sperrungen und Umleitungen.
Am Zürcher Kreuzplatz wird derzeit gebaggert und geschaufelt: Bis Ende Jahr werden die Werkleitungen saniert, die Gleisanlagen erneuert und die Haltestelle ausgebaut.
Es ist nur eines von vielen Beispielen. Auch an der Bucheggstrasse, der Rötelstrasse oder der Badener- und Zypressenstrasse wird aktuell gearbeitet.
Im Jahr 2025 sind insgesamt 165 Baustellen des Tiefbauamts aktiv. Rund 80 davon starten im laufenden Jahr.
«Je länger man wartet, desto teurer wird es»
Es sei wichtig, dass die Stadt kontinuierlich baue, sagt Helen Berg, Sprecherin des Stadtzürcher Tiefbauamts.
«Der Wiederbeschaffungswert der Infrastruktur beträgt über 3,5 Milliarden Franken. Deshalb müssen wir stets dranbleiben, sanieren und verbessern. Denn grundsätzlich gilt: Je länger man wartet, desto teurer wird es.»
Ein weiterer Grundsatz: Im Sommer wird mehr gebaut als im Winter.
Das hat vor allem mit den Temperaturen zu tun. «Wenn es zu kalt ist, können wir keine Strassenbelagsarbeiten ausführen oder Gleise schweissen. Das würde sich negativ auf die Qualität auswirken», erklärt Berg. Zudem kann mehr gearbeitet werden, wenn die Tage länger sind.
Fussgänger, Velofahrer und Autolenker hingegen stören sich am Lärm, den Strassensperrungen und Umleitungen, die das Baufieber mit sich bringt.

Diana H.* fährt vergangenes Wochenende mit dem Velo von Altstetten nach Kilchberg. «Es fing schon an der Rautistrasse an. Baustelle, wohin man blickt. Gesperrte Strassen. Und alle paar Meter eine rote Ampel», nervt sie sich. «Meine Fahrt dauerte so viel länger als normal.»
Dass gebaut werde, sei zwar nötig, sagt Anwohner Jürg (84) zu Nau.ch. «Auf der anderen Seite ist es auch eine Belastung, vor allem für die Anwohnenden.»
Warum nicht «wie in Amerika»?
Ursula (81) spricht gar von einer «Katastrophe für die Bevölkerung». Überall seien Verkehrsbehinderungen. «Wir sind eine Stadt alter Leute. Für sie ist das sehr mühsam.»
Geht es nach der Seniorin, müsste sich die Dauer der Baustellen rapide verkürzen: «Wie in Amerika – dort baut man nur ein paar Tage, dafür Tag und Nacht – dann ist es erledigt. Bei uns dauert es Monate.»
Doch mit der Nachtarbeit ist das so eine Sache. Aufgrund der grossen Lärmbelastung für die angrenzenden Wohngebiete seien durchgehende Nachtarbeiten oft nicht möglich, erklärt Berg. «Wir arbeiten nur dann nachts, wenn es wirklich nötig ist.»
Dies sei vor allem bei Gleisbauarbeiten der Fall – diese könnten nur dann verrichtet werden, wenn die Trams nicht fahren.