Baume-Schneider trotz tieferem Prämienanstieg nicht zufrieden
Die Krankenkassenprämien steigen 2026 um 4,4 Prozent – zu viel, findet Gesundheitsministerin Baume-Schneider.

Die Krankenkassenprämien steigen 2026 durchschnittlich um 4,4 Prozent. Auch wenn der Anstieg weniger stark ist als jener der Vorjahre, ist Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider nicht zufrieden. Die Arbeiten für die Dämpfung der Kosten müssten weitergehen.
Für das Kostenwachstum im Gesundheitswesen und den Anstieg der Krankenkassenprämien gebe es ein Bündel von Gründen, sagte Bundesrätin Baume-Schneider am Dienstag in Bern vor den Medien. Einige davon seien erfreulich, andere problematisch.
Die Kosten nach oben trieben unter anderem die steigende Lebenserwartung und neue Medikamente: «Diese Fortschritte begrüssen wir, aber sie kosten.» Zugleich gingen die Menschen aber heute auch öfter zum Arzt oder zum Therapeuten als in der Vergangenheit, gab Baume-Schneider zu bedenken. «Das müssen wir im Auge behalten», sagte sie.
Ausweitung medizinischer Leistungen treibt Prämien hoch
Die Ausweitung der Leistungen betreffe mehrere Bereiche. Als Beispiele nannte Baume-Schneider unter anderem die Spitalkosten, die Kosten für Laboranalysen oder für Psychotherapie. Auch die Tendenz, Behandlungen vermehrt ambulant statt bei einem Spitalaufenthalt durchzuführen, schlägt sich in den Prämien nieder.
Dies, weil die Kantone stationäre Leistungen mit Steuergeldern mitfinanzieren, ambulante jedoch nicht. Dies wird sich mit der Einführung der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (Efas) ab 2028 ändern. Die Stimmberechtigten hatten die Reform im November 2024 an der Urne gutgeheissen.
Ab dann bezahlen die Kantone auch ambulante Behandlungen mit. Daraus ergebe sich 2028 ein einmaliger Effekt, der die Versicherten entlaste, führte Baume-Schneider aus. Dahinter stehe jedoch kein Sinken der Kosten, sondern lediglich eine neue Verteilung der Lasten.
Gesundheitsministerin fordert weitere Kostendämpfungsmassnahmen
Die Gesundheitsministerin verwies zudem auf laufende Arbeiten für das Ziel, das Kostenwachstum zu bremsen. Die entsprechenden Gespräche an einem Runden Tisch fänden in einer positiven Atmosphäre statt. Gemeinsames Ziel der Beteiligten sei es, ab 2026 300 Millionen Franken pro Jahr einzusparen.
2026 treten noch weitere Reformen im Gesundheitswesen in Kraft, die helfen könnten, die Kosten zu senken. Höhere Prämienverbilligungen durch die Kantone sollen ab 2028 ihre volle Wirkung entfalten. Die Kantone müssten ab dann rund 470 Millionen Franken mehr für die Prämienverbilligungen aufwenden, sagte Anne Lévy, Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Ab 2026 positiv auswirken dürfte sich zudem das Festlegen eines maximalen Kostenziels. Dann gelte es verstärkt, ineffiziente Strukturen sowie unnötige Behandlungen und Leistungen ausfindig zu machen, sagte Lévy. Ab 2026 umgesetzt werde auch das zweite Kostendämpfungspaket. Der Bund rechnet hier mit einem Sparpotenzial von bis zu einer halben Milliarde Franken pro Jahr.
Kostensteigerung trotz Reformen
Die Prämien steigen im kommenden Jahr zwar weniger stark als in den drei Vorjahren. Für Gesundheitsministerin Baume-Schneider ist das aber kein Grund, sich zurückzulehnen: «Wir müssen weiter daran arbeiten, die Kosten im Gesundheitswesen zu dämpfen», sagte sie. «Ich gebe mich mit 4,4 Prozent nicht zufrieden.»
In den Gesprächen zur Dämpfung des Kostenwachstums seien auch die Löhne der Führungskräfte von Krankenkassen sowie gewisser medizinischer Spezialisten ein Thema gewesen, bestätigte Baume-Schneider auf eine entsprechende Journalistenfrage.
Thomas Christen, stellvertretender BAG-Direktor, sagte dazu, Massnahmen in diesem Bereich würden keine kurzfristige Wirkung entfalten. Die Gehälter der Krankenkassen-Kader seien Sache des Parlaments. Die Löhne von Ärztinnen und Ärzten hingegen müssten die Tarifpartner angehen.