Schweizer Bäume leiden an Trockenstress. Die anhaltende Hitze macht den Pflanzen zu schaffen. Ein vermehrtes Absterben von Bäumen sei nicht auszuschliessen.
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Bäume können unter Hitzestress leiden. - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bäume leiden in der aktuellen Hitzeperiode unter Trockenstress.
  • Vermehrtes Absterben einzelner Bäume ist dadurch auch in Wäldern nicht auszuschliessen.

Bäume leiden in der aktuellen Hitzeperiode unter Trockenstress. Ein vermehrtes Absterben einzelner Bäume ist dadurch auch in Wäldern nicht auszuschliessen. Damit es aber zu einem Artenwandel auch im Mittelland käme, müssten sich Sommer wie der diesjährige mehrere Jahre wiederholen.

Der Trockenstress der Bäume zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen, wie Roman Zweifel von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA feststellt. In einer ersten Phase spart der Baum Wasser. Dazu schliesst er die Spaltöffnungen, verliert so weniger Wasser und assimiliert weniger Kohlenstoff.

In einer zweiten Phase stoppt das Baumwachstum. Geht die Trockenheit weiter, vergilben oder verbräunen die Blätter. Im Extremfall fallen bei Eichen oder Buchen sogar ganze Äste ab und Nadelbäume können komplett vertrocknen.

Mehr als Trockenheit nötig

«Für das Absterben eines Baumes braucht es häufig noch Sekundärfaktoren, wie Borkenkäfer, Schadpilze oder Stürme. Bei Laubbäumen gehen wir davon aus, dass ihre Schutzmechanismen in den meisten Fällen ausreichen, um die aktuelle Trockenheit zu überstehen», stellt Zweifel fest. Allerdings spiele es eine grosse Rolle, wie lange die Trockenheit noch andauere und wie trocken das nächste Jahr werde.

Sollte 2019 wieder ungewöhnlich trocken und heiss werden, sei damit zu rechnen, dass einige Bäume sich nur schlecht oder gar nicht erholten. «Ob die Mortalität der Bäume in diesem Jahr ansteigt, lässt sich erst nach der diesjährigen Waldzustandserhebung beurteilen», erklärt Augustin. Die Erhebung wird im September abgeschlossen.

Wandel bei den Baumarten

Langfristig rechnet man beim BAFU damit, dass sich einige heimische Baumarten auf für sie geeignetere Standorte zurückziehen müssen. «Wir setzen verstärkt auf standortangepasste Mischungen von Baumarten, die das Risiko von Ausfällen verringern», sagt Augustin. In Forschungsprogrammen würden auch unterschiedliche Herkünfte heimischer Arten auf ihre Eignung getestet.

Diese Meinung vertritt auch Sabine Augustin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion Waldschutz und Waldgesundheit beim Bundesamt für Umwelt (BAFU). Längerfristig werde entscheidend sein, ob das Jahr 2019 ein «normales Jahr» mit ausreichende Niederschlägen werde und sich die Bäume erholen könnten.

Veränderungen in der Zusammensetzung von Baumarten sind laut dem WSL in ganz Europa im Gange. In der Schweiz seien sie speziell im Wallis sichtbar. Dort sei die Waldföhre vielerorts durch die Eiche ersetzt worden. «Im Mittelland ist nicht mit einem schnell sichtbaren Artenwandel zu rechnen», so Zweifel. Über mehrere Jahre bis Jahrzehnte müsste es dazu immer wieder Hitzesommer wie den aktuellen geben.

Die WSL plädiert dafür grundsätzlich standortgerechte Baumarten zu pflanzen. Die Fichte habe beispielsweise weniger ihren Platz im Mittelland, als vielmehr in subalpinen und montanen Regionen. Bei den Laubbaumarten könne an trockenexponierten Lagen vermehrt auf Eichen statt auf Buchen gesetzt werden.

Unterschiedliche «Hitzetoleranz»

Besonders anfällig auf Trockenstress und Hitze sind laut Zweifel Fichten. Eher hitze- und trockenbeständig seien etwa Eichen oder auch der Wacholder. Die Buche habe eine gewisse Hitzetoleranz, solange sie genügend Wasser aus dem Boden kriege. «Wenn aber Trockenheit und Hitze wie in den letzten Wochen zusammenkommen, leidet auch die Buche, wie ihre braunen Blätter zeigen». erklärt Zweifel.

Unter den Nadelhölzern gibt es trockenresistentere wie die Föhre und trockenanfälligere wie die Fichte. Im Gegensatz zu den Laubbäumen gilt hier laut der WSL: Wenn ein Nadelbaum rot/braun wird, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits tot. Bei Laubbäumen besteht eine grosse Chance, dass sie im kommenden Jahr, eventuell mit vermindertem Volumen, wieder austreiben.

Stadtbäume sind erwartungsgemäss in der Regel noch höheren Temperaturen, einer noch trockeneren Luft und weiteren Stressfaktoren, wie Streusalz und Luftverschmutzung ausgesetzt. Eine Ausnahme sind Bäume, die künstlich bewässert werden. Alleinstehende Bäume oder auch Bäume an Waldrändern sind höherer Sonnenstrahlung und höheren Temperaturen ausgesetzt und damit anfälliger für Trockenstress.

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