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Basel SBB: 60 Millionen für Passerelle – fast niemand nutzt sie

Yannick Stay
Yannick Stay

Basel,

Der Bahnhof Basel SBB ist während der Rush Hour voll mit Menschen. Eine zusätzliche Passerelle soll Abhilfe schaffen. Doch kaum jemand nutzt sie.

basel sbb
Vom Andrang her könnte man meinen, es ist bereits Mitternacht. Doch dieses Bild stammt von vergangenem Freitag, 17:08 Uhr. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit etwas mehr als einer Woche gibt es am Bahnhof Basel SBB eine zusätzliche Passerelle.
  • Diese wird jedoch selbst zu Stosszeiten nur spärlich genutzt.
  • Eigentlich soll etwa ein Viertel aller Passagiere auf diese ausweichen.
  • Die SBB hält fest, dass es wohl noch etwas Zeit braucht, bis dieses Ziel erreicht wird.

Am Samstag vor einer Woche wurde am Basler Bahnhof SBB eine neue, zusätzliche Passerelle eröffnet. Diese befindet sich zwischen der bestehenden Hauptpasserelle und der Margarethenbrücke und soll für Entlastung sorgen.

Die Idee ist dabei durchaus sinnvoll: Zu Stosszeiten kann es gerne mal eng werden. Dazu kommt der neue Fahrplan. Ein markanter Angebotsausbau für die Nordwestschweiz soll noch mehr Pendlerinnen und Pendler auf die Schiene locken.

So gibt es seit dem vergangenen Sonntag unter anderem einen 15-Minuten-Takt für die S-Bahn zwischen Basel und Liestal.

Basel sbb
Die Hauptpasserelle am Basler Bahnhof SBB wird rege genutzt. Besonders zu den Stosszeiten. - Nau.ch

Knapp 60 Millionen Franken kostete das Bauwerk – wohlgemerkt ein Provisorium. Eine Unterführung im Rahmen des geplanten Tiefbahnhofs wird es ablösen. Gemäss SBB wird dies nach 2050 der Fall sein.

In der Zwischenzeit ist das Ziel, dass etwa ein Viertel der Fahrgäste den neuen Übergang nutzen.

Nach etwas mehr als einer Woche lässt sich jedoch festhalten: Auf grossen Anklang stösst der alternative Weg zu den Perrons noch nicht.

Von «Unnötig» zu «Ich find's gut»

Selbst werktags zur Hauptverkehrszeit tummelt sich kaum jemand auf der Passerelle. Teilweise herrscht sogar gähnende Leere.

Auf der Plattform Reddit entbrannte dazu bereits eine Diskussion unter einem Post vom Eröffnungstag. Der Beitrag zeigt ein Bild der Passerelle, auf der lediglich zwei Personen entlanglaufen.

In einem Kommentar darunter heisst es: «Das Ding wird in die Geschichte eingehen, als die nutzloseste Entlastungsmassnahme aller Zeiten. Und wer ehrlich ist, hat das eigentlich von Anfang an gewusst.»

bahnhof sbb
Nutzloseste Entlastungsmassnahme aller Zeiten? So bewertet dieser Kommentar die neue provisorische Passerelle am Basler Bahnhof SBB. - Screenshot Reddit

Andere sehen es ähnlich und nutzen Begriffe wie «unnötig», «überflüssig» oder «Umweg».

Es gibt aber auch weniger negative Stimmen, die sich über den alternativen Weg freuen. «Ich find's gut», lässt sich zum Beispiel auch unter dem Beitrag lesen.

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Positive Rückmeldungen gibt es auch. - Screenshot Reddit

«Habe sie heute genutzt und kann bestätigen, dass mein Aggressionslevel zehnmal tiefer war», so ein weiterer Kommentar. Dies, da es «keine Menschen» gehabt habe und man viel schneller durchkäme.

Beschwichtigend schreibt noch eine Person: «Ich denke, es braucht einfach Zeit, bis sich die Leute daran gewöhnen.»

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Dem 60-Millionen-Bauwerk müsse man noch etwas Zeit geben, finden andere. - Screenshot Reddit

So sieht die Situation auch die SBB. «Für Einschätzungen ist es noch zu früh», sagt Mediensprecher Moritz Weisskopf auf Nau.ch-Anfrage.

Weisskopf verweist dabei auch auf den Fahrplanwechsel vom 14. Dezember, für den die Passerelle unter anderen errichtet wurde. Dadurch kämen nun mehr Züge am Bahnhof an.

Weiter erklärt der Mediensprecher: «Nach nur wenigen Tagen ist ein neuer Weg oft noch nicht in voller Nutzung: Pendler- und ÖV-Gewohnheiten brauchen Zeit, sich an neue Wege zu gewöhnen.»

Was hältst du von der neuen provisorischen Passerelle am Basler Bahnhof SBB?

Steigende Nutzerzahlen würden erwartet werden, sobald Fahrgäste die neue Verbindung routinemässig wahrnähmen. Zur Erinnerung: Ein Viertel der Passagiere soll künftig das Provisorium nutzen.

Als Massnahme, um das 60-Millionen-Bauwerk den Menschen schmackhafter zu machen, halten Züge seit der Eröffnung weiter hinten im Bahnhof. Also näher an dem neuen Übergang.

Deshalb gibt es keine Geschäfte

Ein Grund, warum die neue Passerelle die Menschen noch nicht in Scharen anzieht, wird schon auf den ersten Blick deutlich. Es gibt keinerlei Geschäfte. Wer beim Umstieg noch schnell ein Gipfeli oder einen Kaffee ergattern will, sucht vergeblich.

Doch warum ist das so? Der Übergang, obwohl es sich um ein Provisorium handelt, soll ja schliesslich noch viele Jahre in Betrieb bleiben.

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Blick auf den Bahnhof Basel SBB im April 2025. Im Hintergrund die zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertige provisorische Passerelle. - keystone

«Temporäre Bauten haben oft nur befristete Genehmigungen, die Einbauten und Nutzungsarten (Gastronomie, Shops) einschränken», schreibt dazu SBB-Sprecher Weisskopf.

Eine Versorgung mit Strom und Wasser, der entsprechende Brandschutz, die Belüftung und gesteigerte Sicherheitsanforderungen würden zudem Aufwand und Kosten erhöhen. Daher habe das BAV bloss eine Genehmigung für eine Passerelle ohne Geschäfte erteilt.

Kommentare

User #1158 (nicht angemeldet)

Das muss sein um ticketpreise zu erhöhen, auch ein paar villen werden bald gebaut..

User #78 (nicht angemeldet)

Durch diese "hole Gasse"... 60 Mio für ein "Provisorium" welches niemand nutzt. Und offensichtlich auch niemand braucht.

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