Mit einem literarischen Experiment wurden am Donnerstagabend die 41. Solothurner Literaturtage eröffnet. Bemerkenswert: mit der Geschäftsführerin, der Nationalratspräsidentin, einer Musikerin und fünf Autorinnen haben ausschliesslich Frauen das Literaturfest eröffnet.
Mit dem Wunsch, der innere Bücherschrank möge sich füllen, eröffnete Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti am Donnerstag die 41. Solothurner Literaturtage. (Archivbild)
Mit dem Wunsch, der innere Bücherschrank möge sich füllen, eröffnete Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti am Donnerstag die 41. Solothurner Literaturtage. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Eigentlich sollte uns das nicht erstaunen», sagte Marina Carobbio Guscetti, in diesem Jahr Nationalratspräsidentin.

Dennoch gebe es viele Orte, «wo es immer noch undenkbar ist, dass Frauen den ihnen zustehenden Platz beanspruchen», so Carobbio und laut Redetext verwies sie zum Beispiel auf den Schweizer Nationalrat; Frauen seien dort eindeutig unterrepräsentiert.

Doch gerade die Literatur habe die Kraft, die Weltanschauung der Menschen zu beeinflussen «- unsere Weltanschauung». Und diese Vision wiederum präge die Welt «- unsere Welt».

Auf diese prägende Kraft verwies auch die amerikanische Autorin und Medienwissenschaftlerin Nell Zink. Sie konstatierte, die Literatur solle «in die Intimsphäre der Macht eindringen» und stellte dabei die Rolle der Schriftsteller als «staatstragend» zur Debatte.

Das Attribut «staatstragend» in Zusammenhang mit Literatur weckt indes Widerspruch. Doch Zinks Fazit gibt dieser Rolle einen neuen, letztlich demokratischen Dreh: «Lassen Sie uns durch unsere gewissenhafte Hinterfragung der kollektiven Wirklichkeit im bestmöglichen Sinn staatstragend sein.»

Ihren Text hatte Zink eigens für die Eröffnung der 41. Solothurner Literaturtage geschrieben. Und: Er sollte nicht unkommentiert stehen bleiben. Vier weitere Autorinnen aus den literarischen Gattungen Prosa, Lyrik und Spoken Word antworteten darauf in vier verschiedenen Sprachen: Amina Abdulkadir, die im Aargau aufgewachsen ist und ihre Wurzeln auch in Somalia hat; die gebürtige Tessinerin Laura di Corcia; Rinny Gremaud, in Südkorea geboren und heute wohnhaft in Lausanne; sowie Leontina Lergier-Caviezel, die heute bei Bern lebt und sprachlich im Romanischen verwurzelt ist.

Als literarisches Experiment betrachteten die Verantwortlichen der Solothurner Literaturtage diese Anlage von Rede und Antwort über Gattungs- und Sprachgrenzen hinweg.

Auch musikalisch verliess das Literaturfestival zu seiner Eröffnung ausgetretene Pfade. Die Luzernerin Valerie Koloszar alias Pink Spider sorgte für den musikalischen Rahmen. Sie macht seit über 20 Jahren Musik, ihre Songs und ihre Texte schreibt sie selbst. Zu verorten ist sie irgendwo zwischen Jazz, Singer-Songwriter, Pop und Rock - und vor allem, was im ersten Moment gefällig daherkommt, hat stets auch Ecken und Kanten.

Damit hat nun also vor rund 370 Gästen die 1. Ausgabe der Solothurner Literaturtage nach dem 40-Jahr-Jubiläum im Vorjahr begonnen. Oder wie Geschäftsführerin Reina Gehrig vorrechnete: «Gehen wir einmal davon aus, dass die Solothurner Literaturtage im Durchschnitt der letzten 41 Jahre jeweils ziemlich genau Dreikommaviereins Tage gedauert haben. Dann hat es bis heute auf den Tag ganz exakt 140 Tage Solothurner Literaturtage gegeben.» Also ein Jubiläum auch in diesem Jahr.

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