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4000 Franken für 3,5 Zimmer – viele Design-Wohnungen in Zürich leer

Stephan Felder
Stephan Felder

Zürich,

In der neuen Tilia-Überbauung in Zürich-Altstetten stehen 16 von 72 Wohnungen leer. Dabei ist Wohnraum in Zürich eigentlich Mangelware. Was ist da los?

Tilia Zürich-Altstetten
Die Star-Architekten von Herzog und de Meuron erstellten am Lindenplatz in Zürich-Altstetten 72 Mietwohnungen. Allesamt im höchsten Preissegment. - Tilia

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz Wohnungsnot sind in einer Siedlung noch rund 22 Prozent der Wohnungen frei.
  • Mieten bis zu 6000 Franken pro Monat – für viele trotz stylischem Konzept wohl zu teuer.
  • Zwischen Alpenblick und Seifenblasenlaternen wächst Zürich-Altstetten zum Trendviertel.

Neues Quartier, neue Wohnungen, neues Lebensgefühl – und trotzdem: In der Tilia-Überbauung in Zürich-Altstetten stehen fast ein Viertel der Wohnungen leer. 16 von 72 Einheiten sind noch zu haben.

In Zürich ist das eine echte Ausnahme. Dabei hat das Projekt eigentlich alles, was Zürich liebt: Entworfen vom Star-Duo Herzog & de Meuron, topmoderne Architektur, urbane Lage.

Doch wie lebt es sich tatsächlich in der Designerüberbauung – und warum bleiben so viele Wohnungen unbesetzt?

Runde Fenster, kantige Preise

Ein Bewohner, der seit März im neunstöckigen Hochhaus an der Badenerstrasse wohnt, schwärmt in der «NZZ». Vom Blick bis zu den Alpen und von Altstetten als «vielseitigem, urbanem und lebendigem Quartier».

In seiner 2½-Zimmer-Wohnung mit Balkon, Betondecke und runden Fenstern hat er sich bereits gemütlich eingerichtet. Nur der Bürotisch fehlt noch.

Doch ganz ohne Kritik geht es nicht: Der Küche fehle es an Abstellflächen, die runden Fenster lassen sich mangels Läden nicht abdunkeln. Dass die Designerläden vor den Fenstern eher Deko als Sonnenschutz sind, spüre er jeden Morgen.

Architektur zum Staunen – und zum Zögern

Die Wohnungen im Tilia sind grosszügig geschnitten, teilweise über 160 Quadratmeter gross. Aber eben auch teuer.

Eine 3½-Zimmer-Wohnung schlägt mit bis zu 4000 Franken zu Buche. Die grössten Wohnungen kosten fast 6000 Franken. Keller gibt es keine, dafür ein Reduit.

«Es sind Wohnungen, die man besichtigen und erleben können muss», sagt Arion Tsourekis von Swiss Life. Man habe von Anfang an gewusst, dass es Zeit brauche, die Wohnungen zu vermieten.

Doch klar ist: Die Preise bewegen sich am oberen Rand. Dass in einer Stadt, in der akute Wohnungsnot herrscht, noch viele Einheiten freistehen, belegt dies.

Designerleben trifft auf Dorfgefühl

Tilia liegt im Herzen des sich rasant wandelnden Altstetten. Wo früher ein alter Schuppen und drei Wohnblöcke standen, ragen jetzt die sechs modernen Gebäude in die Höhe. Mit Laubengängen, «Seifenblasenlaternen» und Innenhöfen im Architekturmuseum-Stil.

Wo lebst du?

Unten ist das Quartierleben noch deutlich spürbar: Die Pizzeria Santa Lucia ist mit ins neue Gebäude gezogen – samt Team und Stammkundschaft.

Manche Tilia-Bewohner holten sich ihre Pizza sogar mit dem eigenen Teller, erzählt Gastronom Rudi Bindella. Urbanität mit Dorfanschluss.

Luxus mit Ladehemmung

Altstetten ist das Boom-Quartier schlechthin in Zürich. Unzählige Kräne ragen in den Himmel, neue Wohnsiedlungen schiessen aus dem Boden.

Eigentlich die ideale Umgebung für die Tilia-Überbauung. Vermittler Tsourekis sagt, dass die Nachfrage langsam steige. Die Durchmischung bei den bereits vermieteten Wohnungen sei gross – von Studenten bis zu Pensionierten.

Ob es am Ende reicht, um alle Wohnungen zu füllen? Designerleben mit Aussicht hat eben seinen Preis – und nicht jeder kann oder will ihn zahlen.

Kommentare

User #3556 (nicht angemeldet)

Ich glaube es ist ganz einfach. Die Stadt Zürich möchte keine Geringverdiener mehr in der Stadt. Auch eine adurchmischung von Alt, Jung, reich, arm, Ausländer, Schweizer, gebildet, ungebildet, Handwerker und Ceo soll verschwinden. Auch ein grosses Ade an die Autos ist erwünscht. Es soll eine parkähnliche Stadt mit nur noch teuren Boutiquen, teuren Restaurants und Teuren Hotels bestehen bleiben. Rundherum bestückt mit Luxuswohnungen, die sich eben nur noch solche Leute leisten können, die sich in Privatkliniken behandeln lassen, ständig unterwegs sind um den Luxus auch anderswo zu geniessen und keinen Umgang zum normalen Volk hat im privaten Bereich. So sieht es doch aus wenn mann über alles nachdenkt und sich fragt, weshalb die Stadt und die Baulöwen so errichtet sind darauf, dass der Normalbürger schlussendlich vertrieben wird. Dies sind Tatsachen und nicht von der Hand zu wischen.

User #6309 (nicht angemeldet)

Mit Meersicht und direktem Zugang, würde ich es mir überlegen. Für sowas? Nie im leben.

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