Er ist der erste Aktive im Schweizer Fussball, der sich öffentlich als schwul geoutet hat. Nun erhält Pascal Erlachner (37) grosse Zustimmung von Fans, Schwulenorganisationen und Freunden – auf offizieller Seite gibt man sich jedoch zurückhaltend.
«Ich bin schwul – na und?»: Spitzen-Schiedsrichter Pascal Erlachner outete sich im «SonntagsBlick».
«Ich bin schwul – na und?»: Spitzen-Schiedsrichter Pascal Erlachner outete sich im «SonntagsBlick». - Keystone

Super-League-Schiedsrichter Pascal Erlachner (37) will mit seinem öffentlichen Coming-Out eine Diskussion über Homosexualität im Schweizer Profi-Fussball auslösen (Nau berichtete).

«Es ist ein wichtiger Schritt, ein guter Schritt und ich bin stolz auf ihn!», sagt Luigi Ponte, Präsident des schweizerischen Schiedsrichterverbands. Er kennt den Solothurner Pascal Erlachner seit vielen Jahren, ihm gegenüber hat sich der hauptberufliche Lehrer bereits vor zwei Jahren angetraut.

«Ich hoffe dieser Schritt von Pascal hat eine Vorbildfunktion und ermutigt weitere Menschen die in Angst leben müssen, die nicht frei sein können und sich Gedanken machen, die eigentlich nicht vorhanden sein sollten», so Ponte gegenüber «Tele Bärn».

Positive Reaktionen von den Fans

Der Berner Regionalsender hat sich auch vor dem Stade de Suisse, also der Heimstädte der Young Boys umgehört und kommt zum Schluss: Die Fussballfans reagieren positiv auf das Outing des Spitzen-Schiris. «Jeder soll zu seiner Meinung und zu seinen Gefühlen stehen, ich habe absolut kein Problem damit», sagt ein älterer Mann vor der Kamera.

Eine Frau mittleren Alters sagt: «Ich finde es einen mutigen Entscheid und weiss nicht, ob ich das gemacht hätte. Aber wenn er dazu steht und den Mut hat, dann ist das gut.»

Ein weiterer Fan hofft darauf, dass die Akzeptanz eines Tages so weit ist, dass man sich darüber gar nicht mehr Gedanken machen muss. «Dann sollte auch ein Outing und das ganze Drumherum nicht mehr nötig sein.»

«Es braucht Vorbilder»

Natürlich kommt das Outing auch bei der Schwulenorganisation Pink Cross gut an. Laut dem ehemaligen Unihockey-Schiri und Co-Präsidenten Michel Rudin war es höchste Zeit, dass sich jemand im Fussball outet.

«Der Unterschied zu anderen Sportarten ist im Fussball dieses Hervorheben der Männlichkeit und offensichtlich werden schwule Menschen nicht mit Männlichkeit assoziert, was natürlich absolut absurd ist.» Schwule seien in allen Bereichen und allen Lebensarten mit dabei, daher brauche es solche Vorbilder wie Erlachner und es sei toll, dass er sich geoutet habe, so der Co-Präsident.

Maulkorb wegen Dok-Film

Pascal Erlachner konnte sich heute übrigens selber nicht vor der Kamera gegenüber «Tele Bärn» zum Thema äussern. Das Schweizer Fernsehen hat ihm nämlich für die nächsten zwei Wochen einen Maulkorb verpasst, da am 21. Dezember ein Dok-Film über den ersten schwulen Schiedsrichter gesendet wird.

Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Super-League-Schiedsrichter Pascal Erlachner ist der erste Aktive im Schweizer Profi-Fussball, der sich öffentlich geoutet hat.
  • Die Reaktionen auf sein Bekenntnis fallen im privaten Sektor durchwegs positiv aus – viele erhoffen sich eine Kettenreaktion – auf offizieller Seite gibt man sich aber kritisch.
  • Die Schwulenorganisation Pink Cross findet es ungemein wichtig, dass sich gerade jemand in der Schweizer Sportart Nummer Eins geoutet hat.

Von offizieller Seite herrscht Zurückhaltung

Auch wenn Erlachner von Ponte, Fans und Pink Cross auf die Schulter geklopft wird. Von offizieller Seite her fällt die Reaktion zurückhaltend aus. Zwar erklärte der Schweizer Schiedsrichter-Chef Cyril Zimmermann gegenüber der «SonntagsZeitung», dass er persönlich das Outing gut finde, «in meiner offiziellen Position verfolge ich es aber auch kritisch, weil ich nicht weiss, ob das Fussballgeschäft dafür bereit ist. Die Reaktionen sind nicht absehbar.»

Zudem fordert der Schweizerische Fussballverband gemäss der «SonntagsZeitung» , dass die Doku über Erlachner erst zu Beginn der Winterpause ausgestrahlt wird, damit sich der Wirbel um das Coming-out wieder legen kann.

«Jeder soll zu seiner Meinung und zu seinen Gefühlen stehen.»
«Jeder soll zu seiner Meinung und zu seinen Gefühlen stehen.»
«Beim Fussball sind halt Frauen und Männer noch getrennt und Homosexualität ist nicht so akzeptiert.»
«Beim Fussball sind halt Frauen und Männer noch getrennt und Homosexualität ist nicht so akzeptiert.»
«Ich finde es einen mutigen Entscheid und weiss nicht, ob ich das gemacht hätte.»
«Ich finde es einen mutigen Entscheid und weiss nicht, ob ich das gemacht hätte.»
«Ich hoffe, auf eine Akzeptanz, bei der ein Outing und das Ganze Drumherum gar nicht mehr nötig ist.»
«Ich hoffe, auf eine Akzeptanz, bei der ein Outing und das Ganze Drumherum gar nicht mehr nötig ist.»
Luigi Ponte ist Präsident des schweizerischen Schiedrichterverbands und kennt Pascal Erlachner schon seit vielen Jahren, er bezeichnet das Outing als «wichtigen und mutigen Schritt».
Luigi Ponte ist Präsident des schweizerischen Schiedrichterverbands und kennt Pascal Erlachner schon seit vielen Jahren, er bezeichnet das Outing als «wichtigen und mutigen Schritt». - Screenshot/Tele Bärn
Laut Michel Rudin, Co-Präsident der Schwulenorganisation Pink Cross ist es höchste Zeit, dass sich jemand im Schweizer Profi-Fussball outet.
Laut Michel Rudin, Co-Präsident der Schwulenorganisation Pink Cross ist es höchste Zeit, dass sich jemand im Schweizer Profi-Fussball outet. - Screenshot/Tele Bärn
Ad
Ad