In Jemen herrscht die aktuell schlimmste humanitäre Krise der Welt. Das Land gilt als ärmster arabischer Staat.
Hungersnot im Jemen
Ein stark unterernährter Junge liegt auf einem Krankenhausbett im Aslam Health Center. Angesichts des Hungers im Bürgerkriegsland Jemen wollen die Vereinten Nationen ihre Hilfe für die Notleidenden deutlich erhöhen. Es sei geplant, künftig 14 Millionen statt wie bisher acht Millionen Menschen mit Nahrung zu versorgen, teilte ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) am Freitag in Genf mit. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • 400'000 Kinder unter fünf Jahren leiden im Jemen unter akuter Mangelernährung.
  • Dem Land droht eine der schwersten Hungerkatastrophen der letzten Jahrzehnte.
  • Der Hunger ist auch eine Waffe der Kriegsparteien im Bürgerkriegsland.

Laut Uno ist es die aktuell schlimmste humanitäre Krise, die derzeit im Bürgerkriegsland Jemen herrscht. Das britische Hilfswerk Save the Children hat nun erschreckende Zahlen zur Hungersnot des Landes veröffentlicht. Demnach starben seit April 2015 bis zu 85'000 Kinder unter fünf Jahren an der Folge von Unterernährung. Diese Zahl hat das Hilfswerk mithilfe von Daten der Uno errechnet und sie sei konservativ geschätzt, wie Save the Children schreibt.

Seit dem von Saudi-Arabien geführten Militäreinsatz und einer monatelangen Blockade des Landes habe sich das Risiko der Hungersnot auf bis zu 14 Millionen Menschen ausgeweitet. 400'000 Kinder unter fünf Jahren leiden demnach an akuter Mangelernährung. Dem Land droht die schwerste Hungerkatastrophe der letzten Jahrzehnte.

Ein unterernährtes vierjähriges Mädchen wird gewogen, als sie zur Behandlung in einem Krankenhaus in Sanaa kommt.
Ein unterernährtes vierjähriges Mädchen wird gewogen, als sie zur Behandlung in einem Krankenhaus in Sanaa kommt. - dpa

Das Land im Süden der Arabischen Halbinsel wurde mehrmals von Bürgerkriegen heimgesucht. Dies ist mit ein Grund, weshalb das Land als das ärmste unter den arabischen Staaten gilt. Wichtige Infrastruktur fehlt – das Land ist bis zu 90 Prozent von Lebensmittelimporten abhängig.

Krieg mit Hunger

Der saudischen Militärkoalition wird vorgeworfen, gezielt Infrastrukturen zu zerstören, die für die Nahrungsmittelversorgung essenziell ist. Im November 2017 blockierte Saudi-Arabien gar das ganze Land für mehrere Wochen. Weder Nahrungsmittel noch Medikamente gelangten ins Land.

Saudische Soldaten erwarten den stellvertretenden Verteidigungsminister Prinz Khaled bin Sultan in der südlichen Provinz Jizan Nahe der Jemenitischen Grenze. - Keystone

Inzwischen ist sie aufgehoben, die Lage hat sich aber nicht verbessert. Dies liegt auch daran, dass Kämpfe in der wichtigen Hafenstadt Hudeida vorherrschen. Über 90 Prozent der Lebensmittel gelangten vor dem Bürgerkrieg über diesen Hafen ins Land.

Auch die Regierung Hadi hat die Krise durch striktere Regulierungen zur Nahrungsmitteleinfuhr verschärft.

Militärintervention von Mohammed bin Salman aufgegleist

Nachdem der Regierung von Manur Hadi ab 2013 die Kontrolle über den jemenitischen Machtapparat zu entgleiten droht und die schiitischen Huthi-Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa und die Hafenmetropole al-Hudeida erlangten, entschloss sich Saudi-Arabien mit einer breiten Allianz von sunnitischen Ländern und logistischer Unterstützung der USA, Frankreich und Grossbritannien 2015 zu einer Militärintervention.

Mohammed bin Salman
Mohammed bin Salman beim Besuch verbündeter Staaten. - dpa

Der Kopf hinter der saudischen Militärintervention: Verteidigungsminister und heutiger Kronprinz Mohammed bin Salman. Seit seiner mutmasslichen Verstrickung in die Tötung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat sich nun der internationale Druck auf die saudische Intervention im Jemen erhöht.

Nachdem sich die Kämpfe Anfang November intensiviert haben, soll es nun im Dezember in Stockholm zu Friedensgesprächen kommen. Noch haben die Huthi-Rebellen ihre Teilnahme nicht bestätigt.

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