Koalas werden jetzt gegen Geschlechtskrankheit geimpft
Australien hat einen neuen Impfstoff für Koalas zugelassen. Die Impfung soll die Beuteltiere gegen Chlamydien schützen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Australien wurde erstmals ein Impfstoff gegen Chlamydien für Koalas zugelassen.
- Die Bakterien können für die Beuteltiere den Tod bedeuten.
- Grosse Impfprogramme sollen Ende 2026 starten, um die Koalas zu schützen.
Koalas sollen künftig besser vor einer ihrer grössten Bedrohungen geschützt werden: Die australische Behörde für Pestizide und Veterinärmedizin hat einen Impfstoff gegen Chlamydien bei den Beuteltieren für den landesweiten Einsatz zugelassen.
Entwickelt wurde er von der University of the Sunshine Coast (UniSC) nach mehr als zehn Jahren Forschung. Chlamydien sind in erster Linie sexuell übertragbare Bakterien.
Schwere Folgeschäden durch Krankheit
Eine Infektion verläuft bei Menschen oft ohne Symptome. Sie kann aber unbehandelt zu schweren Folgeschäden wie Unfruchtbarkeit und Entzündungen der Fortpflanzungsorgane führen.

Bei Koalas haben die Bakterien meist verheerende Auswirkungen: Die Tiere leiden unter schmerzhaften Harnwegsinfekten, Blindheit, Unfruchtbarkeit – bis hin zum Tod.
Impfung kann den Unterschied machen
Auch die Übertragung von Mutter zu Jungtier ist möglich. Das Vakzin könne einen entscheidenden Unterschied machen, zitierte der australische Sender ABC Peter Timms, Mikrobiologie-Professor an der UniSC.
«Denn heute gibt es bereits weniger Koalas als gestern.» Besonders praktisch: Die neue Version funktioniert mit nur einer Dosis.
Seit 2022 als «gefährdet» eingestuft
«Denn bei einem Koala hat man keine zweite Chance, ihn einzufangen», betonte der Experte. Die Krankheit gilt als einer der Hauptgründe, warum die Tiere in Teilen Australiens seit 2022 offiziell als «gefährdet» eingestuft werden.
Neben Chlamydien setzen auch Verkehrsunfälle, Angriffe durch Hunde und der Verlust von Lebensraum den ikonischen Tieren massiv zu. Der Impfstoff trainiert das Immunsystem des Koalas, Chlamydien zu erkennen und zu bekämpfen.
Grosse Feldstudie mit Wildpopulation
Er kann den Forschern zufolge das Infektionsrisiko senken, den Krankheitsverlauf stoppen und in manchen Fällen sogar die Symptome umkehren. In den bislang grössten Feldstudien mit Wildpopulationen senkte der Impfstoff die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung deutlich.
Sie reduzierte die Sterblichkeit in Wildpopulationen um bis zu 65 Prozent, wie die Forscher berichten. Tierärzte wie Julien Grosmaire, die seit Jahren kranke Tiere behandeln, freuen sich über den Durchbruch.
Schwere Auswirkungen durch Bakterien
Gegenüber ABC sagte er: «Manche Koalas kommen blind wegen einer Bindehautentzündung oder sehr abgemagert zu uns, weil sie keine Nahrung finden.» Andere Tiere hätten Blasenentzündungen, verbrühte Haut und geschwürige Hinterteile, weil der Urin ihre Haut verbrenne.

«Es ist ziemlich traumatisch, Koalas so krank zu sehen, und manchmal kann man ihnen nicht helfen», erzählte der Veterinär.
Ersten Impfprogramme sollen 2026 starten
Nun gelte es, den Impfstoff schnell bei gefährdeten Populationen einzusetzen: «Wir brauchen Unterstützung, um den Impfstoff von der Forschung in die Realität zu bringen», betonte Timms.
Bis Ende 2026 hoffen die Forscher, die ersten grossen Impfprogramme in den Bundesstaaten Queensland und New South Wales zu starten. «Das ist ein Meilenstein für den Schutz unserer australischen Ikone», betonte die Lokalpolitikerin Ariana Doolan.
Dramatischer Rückgang der Koala-Population
Koalas – oder «Phascolarctos cinereus» – sind in Down Under endemisch. Sie verschlafen den Grossteil des Tages in Bäumen sitzend und ernähren sich ausschliesslich von Eukalyptusblättern.

Der Australian Koala Foundation zufolge gibt es wahrscheinlich höchstens noch 60'000 Koalas in freier Wildbahn. Ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu den Millionen Exemplaren, die Anfang des letzten Jahrhunderts noch Australien bevölkerten.