June Almeida entdeckte die Coronaviren. Und eine Methode, Viren sichtbar zu machen. Sie wird heute noch genutzt – auch bei Sars-CoV-2.
Coronavirus
Das Coronavirus. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • June Almeida entdeckte 1964 die Coronaviren.
  • Ihre Methode, Viren sichtbar zu machen, wird heute noch genutzt.

Als June Almeida 1964 in ihr Elektronenmikroskop blickte, sah sie einen runden Fleck, der mit winzigen Zacken bedeckt war. Es handelte sich um das erste anerkannte Bild einer neuen Art von Viren. Ihr Aussehen erinnerte Almeida an die Sonne mit ihrer Korona, darum gab sie ihnen den Namen «Coronavirus». So wurde June Almeida zur Pionierin der Virologie.

Schon Jahre vorher waren der Virologin solche Partikel zum ersten Mal aufgefallen. Sie hatte Viren aus Hühnern und Mäusen mit dem Elektronenmikroskop untersucht. Doch als Almeida ihre Ergebnisse veröffentlichen wollte, wurden diese abgelehnt – die Gutachter hielten die Partikel für schlecht aufgelöste Grippeviren.

Ablehnung wegen fehlender Ausbildung?

Sicher lässt es sich nicht mehr sagen, doch womöglich lag die Skepsis auch daran, dass Almeida keine universitäre Ausbildung genossen hatte. Die geborene June Hart stammte aus einfachen Verhältnissen in Glasgow, ihr fehlte das Geld, um zu studieren.

So fing sie 1947 mit 16 Jahren als Labortechnikerin in einem Spital an. Später zog sie nach Kanada und erhielt eine Stelle am Ontario Cancer Institute. Dort wurde sie zur Expertin am Elektronenmikroskop.

Als Erste kam Almeida auf die Idee, Antikörper aus infizierten Tieren oder Menschen zu nutzen, um Viren sichtbar zu machen. Die Antikörper binden an die Oberfläche der Partikel und machen sie unter dem Mikroskop kenntlich. Mit dieser Methode, der Immunelektronenmikroskopie, gelang es Almeida, fortan weitere Viren zu identifizieren, darunter das Röteln- und das Hepatitis-B-Virus.

Nahaufnahme Coronavirus
Almeidas erstes anerkanntes elektronenmikroskopisches Bild eines Coronavirus, publiziert in einem Paper 1966. - Wikimedia Commons

1964 kehrte die inzwischen anerkannte Virologin zurück nach Grossbritannien an die St. Thomas Hospital Medical School in London. Dort untersuchte sie eine Probe des Erkältungsforschers David Tyrrell. Der Arzt versuchte, einen mysteriösen Erreger von Erkältungssymptomen zu bestimmen. Im Elektronenmikroskop erkannte Almeida die Ähnlichkeit zu den sonnenähnlichen Viren, die ihr schon früher begegnet waren.

Sie schloss, dass es sich um eine neue Familie handeln musste: die Coronaviren. «Durch Almeidas Arbeit verstehen wir diese Viren besser, das hilft uns auch heute im Kampf gegen Sars-CoV-2», sagt Almeidas ehemaliger Mitarbeiter Hugh Pennington, heute emeritierter Professor. Auch das neue Virus wurde in China mit Almeidas Methode identifiziert. Pennington beschreibt die Virologin als unkonventionell und brillant.

Im Jahr 1985 zog sich die Virologin aus der Forschung zurück. Sie wurde Yoga-Lehrerin und handelte mit Antiquitäten. Kurz vor ihrem Tod 2007 kehrte Almeida 77-jährig noch einmal in die Wissenschaft zurück – um mitzuhelfen, das HI-Virus zu identifizieren.

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