Es wirkt, aber man wusste bisher nicht genau, warum: Das Ruthenium-basierte Antikrebsmittel BOLD-100 zeigt in klinischen Studien vielversprechende Resultate. Die Klärung des Wirkmechanismus' dieser Metallverbindung soll nun seine gezielte Anwendung ermöglichen.
Metastasen
Tumore bestehen aus verschiedenen Zelltypen. - sda - ETH Zürich
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Das Wichtigste in Kürze

  • Unter anderem bei neuroendokrinen (hormonproduzierenden) Tumoren wurden positive Resultate registriert, hiess es in der Aussendung der Hochschule sowie der Medizinischen Universität Wien vom Freitag.

Vereinfacht gesprochen sei BOLD-100 ein kleines Molekül, das über das Protein Albumin zielgerichtet in die Tumorzelle transportiert und dort selektiv aktiviert wird, was den Tod der Krebszellen nach sich zieht.

«In vorklinischen Studien hatte BOLD-100 eine gute tumorhemmende Wirkung bei Tumorarten, die nur in geringem Masse auf platinhaltige Wirkstoffe ansprechen», erläuterten die Hauptautoren Samuel Meier-Menches und Christopher Gerner vom Institut für Analytische Chemie, die mit Kollegen von der Universität Wien und der MedUni Wien den molekularen Wirkmechanismus von BOLD-100 untersuchten.

«Man weiss auch bereits, dass der Wirkstoffkandidat im endoplasmatischen Retikulum - also in einer Untereinheit der Zelle, die unter anderem für den Lipid-Anabolismus und die Eiweiss-Reifung verantwortlich ist - Stress auslöst. Doch der detaillierte Wirkmechanismus, vor allem in Bezug auf potenzielle Zielmoleküle, an die der Wirkstoff andocken und damit bestimmte Effekte zur Tumorbekämpfung auslösen kann, war bisher noch ungeklärt», so die Forscher.

Die Wissenschaftler zeigten nun, dass BOLD-100 ribosomale Bestandteile der Krebszelle stört und dies mit Stress im endoplasmatischen Retikulum in Verbindung gebracht werden kann. «Weitere Untersuchungen offenbarten zudem potenzielle Proteinbindungspartner von BOLD-100, spezifisch die ribosomalen Proteine RPL10 und RPL24. Dies wurde schlussendlich mit bildgebenden Verfahren bestätigt», sagte Erstautor Benjamin Neuditschko von der Fakultät für Chemie.

Die aktuell im Fachblatt «Angewandte Chemie» veröffentlichte Studie könne dazu dienen, BOLD-100 als tumorhemmenden Wirkstoff gezielter einzusetzen. BOLD-100, ursprünglich als KP1019 (KP1339) vom Chemiker und Mediziner Bernhard Keppler, Leiter des Institutes für Anorganische Chemie der Universität Wien, entwickelt, zeige in den bisherigen klinischen Studien Wirksamkeit und sehr gute Verträglichkeit.

*Fachartikelnummer doi.org/10.1002/anie.202015962

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