Eine grosse Studie aus Australien findet keine Basis für einen schlechten Einfluss von Bildschirmzeit auf Kinder und Jugendliche. Können Eltern aufatmen?
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Die Handynutzung im Familienverbund stellt Eltern vor grosse Herausforderungen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine grosse Studie hat untersucht, wie schlecht sich Bildschirmzeit auf Kinder auswirkt.
  • Das Ergebnis überrascht: Stark negative Auswirkungen lassen sich nicht nachweisen.
  • Die Forschenden betonen aber, dass vieles schlicht nicht messbar sei.
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Die Tochter hängt stundenlang am Handy und der Sohn ballert im Netz mit virtuellen Gewehren herum. Eine der Gretchenfragen für Eltern unserer modernen Zeit: Wie werden die eigenen Kinder davon abgehalten, komplett im Internet zu versinken?

Eine gross angelegte Studie aus Australien hat untersucht, wie sich Bildschirmzeit und Social Media auf Kinder und Jugendliche auswirkt. Das Ergebnis lässt Eltern aufatmen.

In die Studie sind die Daten von 102 Meta-Analysen eingeflossen, die auf 2451 Einzelstudien mit total 1’937’501 Teilnehmern basieren. Das ist ein sehr grosser Datensatz. Das Team um Daren Sanders von der Australian Catholic University schiebt darum vor: Es sei schwer, eindeutige und für Eltern breit anwendbare Aussagen zu treffen.

Keine konkreten schlechten Folgen nachweisbar

«Exzessive Bildschirmnutzung ist die grösste Sorge, die Eltern im Westen bezüglich Gesundheit und Verhalten ihrer Kinder haben.» Das schreiben die australischen Forschenden in «Nature Human Behaviour». «Allerdings ist die Evidenz unzureichend, um die Sorgen der Eltern zu begründen.»

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Ein achtjähriger Junge beim Fernsehschauen. Das Lieblingsmedium von Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren ist einer neuen Studie zufolge der Fernseher.
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Handys können bei kleinen Kindern schnell ein Suchtverhalten auslösen. (Symbolbild)
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Gemeinsam Zeit am Handy zu verbringen, kann durchaus Spass machen. Ist man aber die ganze Zeit nur noch am Telefon, ist das schädlich für die Beziehung.

So fanden die Wissenschaftler zwar einen leicht negativen Zusammenhang von Bildschirmzeit und Lesefähigkeit. Wenn Eltern allerdings mit ihren Kindern zusammen zum Beispiel fernsehen, dann liess sich ein umgekehrter Effekt beobachten: Die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen fiel besser aus.

Ein ähnlich gegensätzliches Bild zeichnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Videospielen. Diese standen in Zusammenhang mit einer etwas schlechteren körperlichen Verfassung und leicht vermindertem Lernerfolg. Spiele, die Lerninhalte transportierten, liessen Kinder jedoch stärker profitieren.

Digitale Landschaft wandelt sich zu schnell für Forschung

Die Forschenden betonen, dass die Resultate das konstante Online-Sein nicht zu etwas Positivem machen: Die Evidenz zu den Effekten von Bildschirmzeit ist aber auch zu schwach, um klare Handlungsempfehlungen dagegen zu geben.

Wie lange würden Sie Ihr 12-jähriges Kind pro Tag das Handy benutzen lassen?

Entscheidend sei nicht, wie viel Zeit Kinder an den Geräten verbringen, sondern, was sie mit dieser Zeit machen. Schlussendlich wandle sich die digitale Landschaft aber zu schnell, um definitive Aussagen zu Wissen, Nutzen, Schäden und Risiken zu treffen.

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