Heilung für Demenz gibt es bisher nicht. Doch immer mehr zeigt sich, dass Faktoren zu dem krankhaften Vergessen beitragen, an die man zunächst gar nicht denkt.
Sonova
Ein Hörgerät von Sonova. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schwerhörigkeit erhöht das Risiko einer Demenzerkrankung.
  • Zu diesem Schluss kamen Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Wer im fortgeschrittenen mittleren Alter schwer hört, hat später ein höheres Risiko für Demenz. Hierfür gebe es handfeste neue Belege, sagte Robert Perneczky vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität am Freitag zum Auftakt des Demenz-Kongresses «ResDem» in München mit rund 200 Wissenschaftlern aus aller Welt.

Hörhilfen können geistige Fähigkeiten verbessern

«Wir wissen mittlerweile auch, dass der Einsatz von Hörhilfen eine günstige, wirksame Methode ist, um die geistigen Fähigkeiten zu verbessern und eventuell auch das Demenzrisiko zu senken», sagte der Psychiater und Leiter des Alzheimer Therapie- und Forschungszentrums an dem Klinikum.

Grundsätzlich war der Zusammenhang zwischen Demenz und Schwerhörigkeit schon länger bekannt. - Pixabay

Menschen, die von Geburt an taub seien oder in jungen Jahren eine Gehörverlust erlitten, haben laut Perneczky aber eher kein generell erhöhtes Demenzrisiko.

Eine relativ neue Studie aus Taiwan mit Gesundheitsdaten von rund 16'000 Menschen zeigt, dass insbesondere hörbeeinträchtigte Menschen, die zwischen 45 und 64 Jahren alt sind, ein höheres Demenzrisiko haben als Gleichaltrige ohne Hörschwierigkeiten.

Zusammenhang schon länger bekannt

Grundsätzlich ist der Zusammenhang zwischen Demenz und Schwerhörigkeit schon länger bekannt. «Fehlende akustische Reize können die Entstehung einer Demenz begünstigen oder den Verlauf beschleunigen», heisst es in einem Merkblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zu Schwerhörigkeit und Demenz.

hörgeräte
Verschiedene Hörgeräte auf einer Hand. - Pixabay

Die Forscher wollen auf dem Kongress auch diskutieren, wie sie die neuen Erkenntnisse konkret umsetzen können. «Vielleicht sollte man früher zum Hörgerät greifen», sagte Perneczky. Oft bleibe Schwerhörigkeit unerkannt. Zwar sei hierzulande die Versorgung mit Hörgeräten gut. «Aber die Leute benutzen es oft nicht. Hörgerät heisst, dass man alt ist.»

Warum erhöht Schwerhörigkeit das Risiko von Demenz?

Warum eine unbehandelte Schwerhörigkeit später das Risiko von Demenz und kognitivem Verfall erhöht, ist nicht ganz klar. Zum einen ziehen sich Menschen, die schlecht hören, oft aus ihrem Sozialleben zurück – und haben so weniger Impulse für das Gehirn.

Sie entwickeln auch leichter eine Depression, für sich wiederum ein Risikofaktor. Ein Grund könnte sein, dass ein Mangel an auditiven Reizen die Hirnaktivität senkt, und das Gehirn nicht trainiert wird.

Eine andere These geht umgekehrt davon aus, dass das ständige Analysieren von Geräuschen über die Jahre hinweg für das Gehirn einen enormen Kraftakt bedeutet und die Überforderung anfälliger macht für Demenz.

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