Eine UZH-Studie zeigt, dass Schweizer auf traumatische Erlebnisse anders reagieren als erwartet.
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Die belastenden Folgen von traumatischen Erlebnissen können sich je nach Weltregion unterscheiden, wie die Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung erklärt. (Symbolbild) Bild: flickr - Community

Schweizer Trauma-Betroffene richten ihre Wut eher gegen sich selbst als gegen andere. Das zeigt eine neue Studie der Universität Zürich. Diese Reaktion auf traumatische Erlebnisse sei typisch für wettbewerbsorientierte und individualistische Gesellschaften, so die Forschenden.

Die belastenden Folgen von traumatischen Erlebnissen können sich je nach Weltregion unterscheiden, wie die Universität Zürich (UZH) am Mittwoch in einer Mitteilung erklärte. Die UZH-Psychologinnen und Psychologen um Andreas Maercker wollten herausfinden, was für die Schweiz typische Trauma-Folgen waren. Die Resultate wurden im Fachblatt «Plos One» publiziert.

Schweizerinnen und Schweizer mit Traumata tendieren demnach dazu, sich stark anzustrengen, um den erlebten Standards und Erwartungen zu entsprechen. Dazu gehören der Glaube, um jeden Preis funktionieren zu müssen, das Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten, und die Tendenz, das eigene Leiden zu bagatellisieren.

Wutausdruck und Konformitätsdruck

Menschen mit Traumata würden in der Schweiz beispielsweise versuchen, eine Arbeitsstelle zu behalten und eine Abhängigkeit von der Sozialhilfe zu vermeiden. «Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den zentralen Werten der Schweizer Gesellschaft», wurde Erstautorin Rahel Bachem in der Mitteilung zitiert.

Zudem würden traumatisierte Menschen dazu neigen, ihre Wut nicht gegenüber anderen auszudrücken, sondern sie nach innen und gegen sich selbst zu richten. Die Forschenden erklären dies mit einem Konformitätsdruck, der dazu führe, dass Wut als abweichendes Verhalten nicht offen gezeigt werde.

Auch bei positiven Veränderungen, die Menschen nach einem Trauma durchleben, stellten die Zürcher Forschenden für die Schweiz kulturspezifische Eigenheiten fest: Schweizer Trauma-Betroffene beschrieben laut der Universität eine bewusstere und besonders intensive Verbundenheit mit der Natur, die als wichtige Ressource in unserer Kultur verstanden werden kann.

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