Schweiz schöpft Biogas-Potenzial nicht voll aus
Spätestens seit dem Ukraine-Krieg wächst die Bedeutung an Alternativen für fossiles Erdgas. Das Potenzial von Biogas wird hierzulande aber nicht ausgeschöpft.

Das Wichtigste in Kürze
- Biogas gilt insbesondere seit dem Ukraine-Krieg als gute Brückentechnologie.
- Die Schweiz bewirtschaftet 37 Biogasanlagen, das Potenzial wird aber nicht ausgeschöpft.
- Produzenten werden finanziell unterstützt, eine staatliche Förderung bleibt jedoch aus.
Alternativen für fossiles Erdgas haben mit dem Ukraine-Krieg noch mehr an Bedeutung gewonnen. Biogas zum Beispiel wird von Experten als geeignete Brückentechnologie betrachtet. Das Potenzial wird in der Schweiz aber noch längst nicht voll ausgeschöpft. Auch gibt es keinerlei staatliche Förderung.
Unter dem Begriff erneuerbare Gase werden Biogas, synthetisches Methan und grüner Wasserstoff zusammengefasst.
In der Schweiz gibt es laut Branchenverband der Gaswirtschaft 37 Biogasanlagen. Diese produzieren aus organischem Abfall – wie Klärschlamm, Silomais oder Altholz – Biogas und speisen die direkt ins Gasnetz ein.
Jährliche Unterstützung von drei Millionen Franken
Ein Beispiel ist die Biogasanlage Rhy Biogas. Drei Rheintaler Landwirte verarbeiten in Widnau SG gemeinsam Mist und Gülle von Rindern und Schweinen zu Biogas. Dieses wird unter anderem als Treibstoff genutzt.
Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) unterstützt seine Mitglieder seit 2011 bei dem Bau solcher Biogasanlagen. Seit 2021 werden neu sogar alle erneuerbaren Gase gefördert.
Die Produzenten und Netzbetreiber erhalten einen Investitionsbeitrag und Einspeisevergütungen während drei Jahren. Die jährliche Unterstützung beziffert der Verband auf rund drei Millionen Franken. Die Mitgliedsunternehmen finanzieren einen Fonds.
Ungenutztes Biomassepotenzial in der Schweiz ist gross
Staatliche Förderung gibt es hingegen keine. «Noch immer wird lediglich die Stromproduktion aus Biogas unterstützt, die der Gasversorgung keinen Nutzen bringt», moniert der Verband.
Das will auch der Bund ändern. Eine Förderung auch von Biogasanlagen, die Biomethan produzieren und ins Erdgasnetz einspeisen, könnte umgesetzt werden. Dies in einem zukünftigen Revisionsprojekt zum CO2-Gesetz.
Das heisst es in einer Stellungnahme des Bundesrats vom Mai zum möglichen Zeitplan. Denn das noch ungenutzte Biomassepotenzial in der Schweiz ist laut Experten gross.

Die gegenwärtige Krise dürfte das Tempo bei der Förderung von erneuerbaren Gasen beschleunigen. Dies in der Schweiz wie auch in anderen Ländern Europas. Das sagt auch Thomas Hegglin vom VSG auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Derzeit ist der Anteil der nachhaltigen Alternativen am Gasverbrauch aber noch verschwindend klein.
In der Schweiz machen diese nur rund 5,5 Prozent aus. In den kommenden Jahrzehnten will die hiesige Gaswirtschaft das ändern: Bis 2030 soll der Anteil an erneuerbaren Gasen auf 15 Prozent ausgebaut werden. Bis 2040 soll schon die Hälfte des Konsums aus erneuerbaren Quellen stammen und bis 2050 der vollständige Verbrauch.