Restwassermengen werden laut Forschenden zu gering angesetzt
Forscher warnen vor gravierenden Folgen für die Biodiversität durch unzureichende Restwassermengen.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Restwassermengen reichen nach Einschätzung von Forschenden vielerorts nicht aus. In einem neuen Bericht warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WSL, Universität Zürich und Eawag vor gravierenden Folgen für die Biodiversität.
In vielen alpinen Flüssen der Schweiz wird das Gros des Wassers zur Energiegewinnung abgeleitet. Was vom natürlichen Wasserfluss bleibt, ist das sogenannte Restwasser – gesetzlich vorgeschriebene Mindestabflüsse, die das ökologische Überleben der Gewässer sichern sollen.
«Restwasser bedeutet für die Wasserkraft eine Produktionsminderung und für die Gewässerökologie ein Existenzminimum», erklärte der Hydrologe Tobias Wechsler von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung der Forschungsanstalt vom Donnerstag.
Wasserrechte als Hindernis für ökologische Anpassungen
Doch laut dem Bericht ist dieses Minimum in der Praxis häufig zu niedrig, um die Lebensräume in und an den Flüssen zu erhalten. Reduzierte Abflüsse führen demnach zu erhöhter Wassertemperatur, verändertem Strömungsverhalten und einem Verlust spezialisierter Arten. Betroffen seien nicht nur Fische und wirbellose Tiere, sondern auch Ufervegetation und Vogelarten wie der Flussregenpfeifer.
Hinzu kommt: Die Wasserrechte – sogenannte Konzessionen – werden häufig für bis zu 80 Jahre vergeben und bieten während der Laufzeit kaum Möglichkeiten für ökologische Anpassungen. Damit verzögert sich die Umsetzung effektiver Schutzmassnahmen oft um Jahrzehnte.
Die Forschenden plädieren für ein flexibleres Wassermanagement, das ökologische Mindestanforderungen, Klimawandel und andere Nutzungsansprüche stärker berücksichtigt. Zudem brauche es transparente und unabhängige Daten zu den tatsächlichen Auswirkungen von Restwasserregelungen auf die Stromproduktion.
Bisherige Studien deuteten laut der WSL zudem darauf hin, dass Einbussen höherer Restwassermengen auf die Stromproduktion oft überschätzt würden.