In Europa purzelten diesen Sommer vielerorts die Temperaturrekorde. In Zukunft könnte die Hitze – besonders im Mittleren Osten – schwerwiegende Folgen haben.
Irak Hitze
Ein Hirte beobachtet seine Büffel, die sich im knappen Wasser des Diyala-Flusses abkühlen, der sich aufgrund von Wüstenbildung und Verschmutzung in ein Abwasserbecken verwandelt hat, östlich von Bagdad, Irak. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bislang sorgte der Sommer vielerorts für neue Rekordtemperaturen.
  • Oft war es in europäischen Städten heisser als am Persischen Golf.
  • Bis Ende des Jahrhunderts könnten die Temperaturen im Nahen Osten lebensgefährlich werden.

Der Westen Europas litt diesen Sommer mehrere Wochen lang unter einer brütenden Hitze und Dürre. Wasserknappheit und Waldbrände waren die Folgen. In London wurde gar zum ersten Mal seit der Temperaturmessung der Rekord von 40 Grad Celsius geknackt.

England Hitze
Menschen geniessen die Wasserfontänen, um sich während des heissen Wetters in King's Cross, London, Grossbritannien, am 11. August 2022 abzukühlen. - Keystone

Oft war es in europäischen Städten heisser als im Persischen Golf. Laut Experten ist die Temperatur alleine noch kein adäquates Mass für die Bewohnbarkeit einer Stadt. Es kommt auf die Kombination von Hitze und Feuchtigkeit an. Und deshalb ist der Nahe Osten selbst bei gleichen Temperaturen weit weniger lebenswert als Europa.

«Menschliche Gesundheit gefährdet»

Anfang August stellte die iranische Stadt Abadan den Rekord für die grösste Hitze dieses Jahr auf. 53 Grad zeigte das Thermometer vor zwei Wochen an. In Kombination mit einer hohen Luftfeuchtigkeit ist dies für Menschen besonders belastend.

Unser Körper gibt bei feuchtem Wetter seine Wärme eher an die «nasse» als an die trockene Luft ab. Dies erschwert das Schwitzen und somit die Senkung unserer Körpertemperatur. Das Mass für die Wärme in Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit wird als Feuchtkugeltemperatur bezeichnet.

Bagdad
Jugendliche fahren bei Sonnenuntergang am Ufer des Tigris in Bagdad BMX. - Keystone

Der Nahe Osten ist besonders anfällig für den globalen Temperaturanstieg. «Die Region ist bereits warm und kann feucht sein», sagte Umweltexperte Tapio Schneider gegenüber CNN. «Daher kann die globale Erwärmung sie in den Bereich verschieben, in dem die menschliche Gesundheit gefährdet ist».

Mitte Juli war es in London wie auch in Dubai 34 Grad warm. Die Feuchtkugeltemperatur in London betrug jedoch 20 °C, während sie in Dubai bei unangenehmen 27 Grad lag.

Überlebensschwelle bis Ende des Jahrhunderts mehrmals überschritten

Seit 2005 wurden am Persischen Golf neunmal eine Feuchtkugeltemperatur gemessen, die über der menschlichen Überlebensschwelle von 35 °C liegt. «Das ist eine harte Grenze für die Überlebensfähigkeit. Denn unabhängig von Alter und Fitness können Menschen unter diesen Bedingungen nicht überleben; sie sterben innerhalb weniger Stunden ohne besondere Anstrengung», so Schneider. Er unterrichtet Umweltwissenschaften und -technik als Professor an der Technischen Hochschule Kaliforniens.

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Doch auch bei niedrigen Feuchtkugeltemperaturen leidet der Mensch, wie Schneider ausführt: «Inwieweit er diesen Hitzestress überleben kann, hängt von seiner Fitness, seinem Alter und seinen Vorerkrankungen ab.»

Bis zum Ende des Jahrhunderts soll am Persischen Golf mehrmals eine Feuchtkugeltemperatur von über 35 Grad erreicht werden. Dies ergab eine Simulation des Massachusetts-Instituts für Technologie (MIT) bei gleichbleibendem Tempo der Treibhausgasemissionen.

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