US-Biologen haben die wohl ältesten Relikte der menschlichen Stammesentwicklung gefunden: Muskeln, die schon Vorfahren vor über 250 Millionen Jahren hatten.
Die Hand eines zehn Wochen alten Fötus: Die beiden kleinsten längs zur Hand verlaufenden Muskeln in der Mitte verschwinden während der Entwicklung. Bild: Rui Diogo, Natalia Siomava, Yorick Gitton
Die Hand eines zehn Wochen alten Fötus: Die beiden kleinsten längs zur Hand verlaufenden Muskeln in der Mitte verschwinden während der Entwicklung. Bild: Rui Diogo, Natalia Siomava, Yorick Gitton - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Säugetiere und Reptilien haben einen gemeinsamen evolutionären Vorfahren, der vor über 250 Millionen Jahren lebte.
  • Dann trennten sich die Wege der beiden Klassen. Nun haben Forschende Überbleibsel aus dieser Zeit entdeckt.
  • Menschliche Embryos haben Muskeln in der Hand, die Echsen auch haben – diese verschwinden aber vor der Geburt.

Erwachsene Menschen haben weniger Muskeln in ihren Händen als viele andere Tiere. Weil wir sie nicht brauchen, sind sie im Laufe der Evolution verschwunden – zumindest fast.

Forschende der Howard University in Washington haben nämlich herausgefunden, dass wir im Mutterleib eine Reihe von Muskeln entwickeln, die von einem stammesgeschichtlichen Vorfahren stammen.

Wie die Biologen in der Fachzeitschrift Development berichten, haben menschliche Embryo-Hände in der siebten Schwangerschaftswoche rund 30 Muskeln, sechs Wochen später ist ein davon Drittel wieder weg – entweder zurückgebildet oder mit anderen Muskeln verwachsen. Der Prozess widerspiegelt quasi die Evolution der menschlichen Hand im Schnelldurchlauf. Verschwunden sind die Muskeln vor rund 250 Millionen Jahren, als Säugetiere und Reptilien bei der Evolution verschiedene Wege einschlugen.

 Eine neue Technologie macht es möglich

Es ist der wohl älteste bekannte Atavismus des Menschen: So werden anatomische Merkmale genannt, die von stammesgeschichtlichen Vorfahren entwickelt wurden, aber für die gegenwärtige Entwicklungsstufe keine Funktion mehr besitzen. Andere Tiere haben einige dieser Relikte noch. Schimpansen etwa haben Muskeln in den Unterarmen, die ihnen das Klettern erleichtern.

Solche evolutionären Überbleibsel bei Embryos werden schon länger vermutet – erstmals konnten Forschende diese aber bildlich darstellen und somit genau nachweisen. Möglich gemacht hat das eine neue Methode, mit der sich gezielt der Muskelapparat auch bei den noch sehr kleinen Embryos immuntechnisch einfärben und dann mikroskopisch auf hochauflösenden 3-D-Bildern analysieren lässt.

«Wir wussten mehr über die frühe Entwicklung von Fischen, Hühnern und Mäusen als über unsere eigene Spezies», sagt der Studienautor Rui Diogo laut einer Mitteilung. «Doch dank diesen neuen Techniken können wir die menschliche Entwicklung viel detaillierter darstellen.»

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