Nach einer Schätzung des Bafu landen pro Jahr rund 14'000 Tonnen Kunststoff in der Schweizer Umwelt. Hauptverantwortlich sind dabei Reifenabrieb und Littering.
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Kunststoff: Viel zu viele Fastfood-Verpackungen landen auf Böden, in Seen oder Flüssen. Sie gehören zu den wichtigsten Quellen von Plastikverschmutzung. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/LUKAS LEHMANN

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Bafu-Schätzung gelangen pro Jahr rund 14'000 Tonnen Kunststoff in Böden und Gewässer.
  • Hauptsächlich verantwortlich dafür sind Reifenabrieb und Littering.
  • Die Kunststoffe können «einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte» in der Umwelt bleiben.
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Kunststoff ist aufgrund seiner technischen Eigenschaften als Werkstoff nicht mehr wegzudenken. Dies heisst es in einer vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) in Auftrag gegebenen Metastudie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Rund eine Million Tonnen davon werden in der Schweiz jedes Jahr zu Wegwerfprodukten wie Verpackungen oder Einweggeschirr verarbeitet. Aber auch Güter mit einer längeren Lebensdauer wie Fensterrahmen oder Karosserieteile für Autos werden damit hergestellt.

780'000 Tonnen Kunststoff landet im Müll. Es können jedoch grosse Mengen dieser Abfälle zurückgehalten werden. Dies ist der Abfallentsorgung, der Reinigung des öffentlichen Raums, der Strassenentwässerung und der Abwasserbehandlung zu verdanken. Doch trotzdem gelangten schätzungsweise immer noch jährlich rund 14'000 Tonnen Plastikpartikel in Böden, Luft und Gewässer.

Reifenabrieb als grösste Quelle der Verschmutzung

Die grösste Quelle der Verschmutzung mit sogenanntem Mikroplastik ist gemäss der Studie der Reifenabrieb auf den Strassen. Dieser besteht mehrheitlich aus Gummi und Russ. Gemäss einer Modellrechnung gelangen davon jährlich rund 8100 Tonnen in die Umwelt.

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Trotz Recycling und Abfalltrennung werden schweizweit jährlich rund 4 Millionen Tonnen Abfall verbrannt. - Zvg.

Die Teilchen werden mit dem Regenwasser abgeschwemmt und landen so in den Gewässern oder in der Strassenböschung. Durch den Verkehr wird der Abrieb auch aufgewirbelt und dann mit dem Wind über grössere Distanzen verweht. Da diese Kunststoffe kaum abgebaut werden, verbleiben sie gemäss Hochrechnungen «einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte» in der Umwelt.

Grössere Kunststoffabfälle, sogenannter Makroplastik, gelangen vor allem durch Littering – insbesondere von Takeaway-Verpackungen – in die Umwelt. Pro Jahr sind das nach Angaben des Bafu rund 2700 Tonnen, die in den Gewässern oder auf den Böden landen.

Kunststoff zersetzt sich zu Mikroplastik

Weil in den Kompostierungsanlagen nicht alle dieser Kunststoff-entfernt werden können, gelangen sie via Kompost und Gärgut in die Böden. Dadruch belasten sie die Umwelt. Dort zersetzen sie sich nach und nach zu Mikroplastik.

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Kunststoff: Plastik schadet der Umwelt erheblich. (Symbolbild) - dpa

Gemäss Bafu findest sich Kunststoff in allen untersuchten Schweizer Seen, Flüssen und wohl auch fast in allen Böden. Menschen und Tiere nehmen Mikroplastik über Nahrung oder Atmung auf, scheiden sie aber zu einem grossen Teil wieder aus.

Nach heutigem Wissensstand könne eine Gefährdung von Tieren in Schweizer Gewässern und Böden nicht vollständig ausgeschlossen werden. Denn die Belastung der Umwelt durch Mikroplastik werde unterschätzt. Bisherige Analysetechniken konnten kleinere Partikel nicht erfassen oder die nötigen Daten fehlen.

Keine Teilchen im Schweizer Trinkwasser

Mikroplastik sei schon im Verdauungstrakt von Vögeln und Fischen in der Schweiz nachgewiesen worden. Im Schweizer Trinkwasser hingegen habe man noch keine Teilchen gefunden. Der Anteil an Mikroplastik im lungengängigen Feinstaub liege im tiefen einstelligen Prozentbereich.

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Lidl strebt eine «maximale Recyclingfähigkeit an». - Pixabay

Das Bundesamt will nun auf der Basis der neuen Zahlen zahlreiche parlamentarische Vorstösse umsetzen. Dazu gehöre die Motion der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek) «Weniger Platikmüll in Gewässern und Böden».

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