Vor der Klimakonferenz zeigen sich Forscher alarmiert: Der Moment, an dem die Folgen der Erderwärmung unumkehrbar sind, könnte früher eintreten als erwartet.
Waldbrand
Verheerende Waldbrände in Brasilien haben grosse Teile des Regenwalds zerstört. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Klimaforscher haben vor den unumkehrbaren Effekten der Erderwärmung gewarnt.
  • Der Zeitpunkt, an dem die Folgen nicht rückgängig zu machen sind, könnte verfrüht kommen.
  • Sie betonen: «Die Erwärmung muss bei 1,5 Grad begrenzt werden.»

Der Zeitpunkt, an dem die Folgen der Erderwärmung nicht mehr rückgängig zu machen sind, könnte schneller kommen als bisher gedacht. Davor haben sieben Klimaforscher in einem Kommentar im Fachblatt «Nature» kurz vor der Klimakonferenz in Madrid gewarnt.

Darunter waren Johan Rockström und Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie dessen ehemaliger Leiter Hans Joachim Schellnhuber. Sie mahnen, dass sogenannte Kipppunkte im Erdsystem früher eintreten könnten als bisher angenommen und Kettenreaktionen zur Folge hätten.

Nicht mehr zu stoppende Zerstörung

Die Kipppunkte bezeichnen Veränderungen in einem System mit unumkehrbaren Folgen für das globale Gleichgewicht, zum Beispiel ein nicht mehr zu stoppendes Abschmelzen der Polkappen oder die Zerstörung von Korallenriffen.

Korallenriff
Zwei Bilder zeigen einen Teil des Great Barrier Reefs in Australien, einmal im März (links), einmal im Mai 2016 (rechts). Im Mai ist die Koralle tot. - Keystone

Vor knapp zwei Jahrzehnten ging der Weltklimarat IPCC noch davon aus, dass dafür eine Erderwärmung von fünf Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nötig wäre.

Nun betonen die Klimaforscher, dass Kipppunkte nach neuesten Erkenntnissen des Weltklimarates IPCC schon bei 1 bis 2 Grad Temperatursteigerung überschritten werden können. «Die Erwärmung muss bei 1,5 Grad begrenzt werden», betonen die Autoren.

Erste Anzeichen für Dominoeffekt beobachtet

Ausserdem seien bereits erste Anzeichen für einen Dominoeffekt beobachtet worden. Beispielsweise zeige sich, dass der Eisverlust in der Arktis die Erwärmung der Region verstärke.

Arktis
Der Eisverlust in der Arktis verstärkt die Erwärmung der Region. - Keystone

Diese Erwärmung und das schnellere Schmelzen der Gletscher auf Grönland könnten wichtige Meeresströmungen im Nordatlantik beeinflussen.

Das wiederum habe Auswirkungen auf ganz andere Erdteile und führe zum Beispiel zu Trockenheit und Baumsterben in der Amazonas-Region oder zur Destabilisierung des Monsuns in Westafrika.

Amazonas
Teile des Walds in Brasilien stehen Ende Oktober 2019 in Flammen. - EPA

Schellnhuber warnt vor einem «unheilvollen Weg in die Erderwärmung». Dieser sei «mit Kipppunkten gepflastert, von denen einige vielleicht schon überschritten wurden». Nun seien internationale Aktionen und nicht nur Worte nötig, schreiben die Forscher.

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