Etwa eine Million Arten gelten vom Aussterben bedroht. Der Klimawandel spielt dabei eine grössere Rolle als bisher angenommen.
Klimawandel
Blütenpflanzen und Insekten sind aufeinander angewiesen. Solche gegenseitigen Abhängigkeiten erhöhen das Risiko, dass das Artensterben sich wie eine Kettenreaktion auf weitere Spezies ausweitet. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bisherige Klimamodelle griffen zu laut Wissenschaftlern zu kurz.
  • Die Uni Zürich erklärt anhand eines Beispiels, wieso.

Der Klimawandel gehört zu den Hauptgründen für das weltweite Artensterben. Und seine Auswirkungen auf die Artenvielfalt könnten bisher sogar unterschätzt worden sein, legt eine Studie der Uni Zürich nahe.

Rund eine von acht Millionen Arten auf der Welt könnten in den nächsten Jahrzehnten für immer verschwinden.

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES nennt in seinem Bericht zum Zustand der Artenvielfalt mehrere Gründe für das Massenaussterben. Der Klimawandel sei einer davon. Und der Effekt der Klimaerwärmung könnte sogar unterschätzt worden sein, berichten Zürcher Forschende.

Bisherige Modelle zu Klimawandel greifen zu kurz

Bisher nutzten Ökologen meist Klimamodelle, um das Schicksal einzelner Arte im Zuge der Erderwärmung vorherzusagen. Das greift allerdings zu kurz, wie die Uni Zürich am Dienstag mitteilte: Denn Arten sind in ein grosses Netzwerk gegenseitiger Abhängigkeiten eingebunden. Wenn eine Art stirbt, kann das andere Arten, die von ihr abhängig sind, mit in den Abgrund reissen. Fachleute sprechen auch von «Ko-Extinktion».

Forschende um Jordi Bascompte von der Universität Zürich untersuchten das Ausmass dieses Effekts. Dies bei Blütenpflanzen und Bestäuberinsekten in sieben unterschiedlichen Regionen Europas. Es zeigte sich, das aufgrund der Vernetzungen wahrscheinlich viel mehr Arten klimabedingt vom Aussterben bedroht sind als bisher gedacht.

Die kleine Holzbiene als Beispiel

Die Ergebnisse, die im Fachblatt «Science Advances» erscheinen, beschreibt Bascompte an einem konkreten Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Netzwerk in Südspanien die salbeiblättrige Felsenrose klimabedingt bis 2080 aussterbe, betrage 52 Prozent. Für die kleine Holzbiene fiele dadurch eine wichtige Nahrungsgrundlage weg und auch sie sei in Folge vom Aussterben bedroht.

Die kleine Holzbiene bestäubt auch die Myrte – sie ist also auf das Insekt angewiesen. Deswegen setzt sich die Bedrohungs-Kettenreaktion auch auf diese fort. Für sich allein betrachtet läge die Aussterbewahrscheinlichkeit für die Myrte nur bei 38 Prozent. Berücksichtigt man jedoch das Netzwerk und die gegenseitigen Abhängigkeiten, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 62 Prozent.

Bascompte: «Wird das Bestäubungsnetzwerk, in das einzelne Arten eingebunden sind, berücksichtigt, steigt die Gesamtzahl der Spezies, die vom Aussterben bedroht sind.»

Weiter erläutert er: Arten mit geringer Wahrscheinlichkeit, klimabedingt auszustreben, zeigten unter diesem Blickwinkel: «Plötzlich signifikante Wahrscheinlichkeiten, aufgrund ihrer Abhängigkeiten ausgelöscht zu werden.»

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