Dass wir hin und wieder Fehler machen, möge man uns nachsehen. Forscher erklären systematische Wahrnehmungsfehler mit einer neuen Theorie.
Das Gehirn macht immer wieder die gleichen Fehler. - Pexels/meo

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Gehirn macht systematisch Fehler, wie etwa Wahrnehmungs- oder Gedächtnisfehler.
  • Forscher haben nun die Muster hinter den Wahrnehmungsverzerrungen untersucht.
  • Mit ihrer neuen Theorie erklären sie die Arbeitsweise des Gehirns.
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Optische Täuschungen und andere Wahrnehmungsfehler, Trugschlüsse und Erinnerungslücken – die Liste der Einbildungen unseres Gehirns ist lang. Wie Forscher nun herausgefunden haben, unterliegen solche Fehler einem typischen Muster. Die Regelmässigkeiten ermöglichen es Forschenden, die Arbeitsweise des Gehirns zu untersuchen.

Erklärt werden solche Fehler mit der Arbeitsweise des Gehirns. Denn bei der Verarbeitung von Eindrücken bewertet es Situationen immer auf der Grundlage von vorher gemachten Erfahrungen. Es gleicht also aktuelle Eindrücke mit früheren ab. Dadurch können ihm systematische Fehler unterlaufen: Farben werden bewertet wie die kurz zuvor wahrgenommenen, und Entfernungen werden anders eingeschätzt.

Systematische Fehlwahrnehmungen durch Theorie erklärt

In einem Artikel von «Nature Neuroscience» stellen Michael Hahn von der Universität des Saarlandes und der Mathematiker Xue-Xin Wei von der University of Texas eine Theorie vor, die solche Fehleinschätzungen erklärt. Im Abgleich mit anderen Wahrnehmungsexperimenten, bei denen etwa Längen oder Schrägen auf Bildern eingeschätzt werden sollten, kann die Theorie erstaunlich gut Fehlern voraussagen.

Demnach können etwa waagrechte und senkrechte Linien vom menschlichen Gehirn zuverlässig erfasst werden. Bei Neigungen hingegen kann es nur schwerer genaue Winkel erkennen. Ein 30-Grad-Winkel etwa wird typischerweise steiler eingeschätzt. «Denn wäre der Winkel flacher gewesen, hätte ich mich mit hoher Wahrscheinlichkeit präziser an ihn erinnert», so Michael Hahn.

«Diese Fehler passieren systematisch, weil der Mensch sich sonst schlechter an Informationen erinnern könnte», erklärt der Computerlinguist. Das Gehirn kommt also offenbar gut mit den Fehlwahrnehmungen klar. Und würde es sogar weniger auf abgeleiteten Regeln arbeiten, wäre es letztlich auch weniger leistungsfähig.

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