Invasive Quaggamuschel bereitet Schweizer Wasserforschern Sorge

Keystone-SDA
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Dübendorf,

Zurzeit breitet sich die Quaggamuschel rasant in der Schweiz aus, was die hiesigen Ökosysteme ins Ungleichgewicht bringen könnte.

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Die Quagga-Muschel breitet sich seit mehreren Jahren massiv im Bodensee aus. Foto: Patrick Seeger/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In Schweizer Seen breitet sich die aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel aus.
  • Forscher sorgen sich, denn sie zählt zu den aggressivsten invasiven Arten.

Die invasive, ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel breitet sich in Schweizer Seen rasant aus. Experten des Wasserforschungsinstituts Eawag befürchten, dass die invasive Art die Seeökosysteme durcheinanderbringen könnte.

Entdeckt wurde die Quaggamuschel erstmals im Jahr 2014 im Rhein bei Basel. Seither breitet sie sich rasant aus und besiedelt bereits zahlreiche Seen in der Schweiz. Zu diesen zählen der Bodensee, Genfersee, Neuenburgersee, Bielersee, Lac Hongrin und Murtensee, wie die Eawag am Donnerstag mitteilte. Die Quaggamuschel zähle zusammen mit der Zebramuschel zu den aggressivsten invasiven Arten.

Denn habe sich die Muschel einmal in einem Gewässer festgesetzt, dominiere sie das Ökosystem mit «einschneidenden Folgen»: Fischbestände etwa drohen einzubrechen, und das Nahrungsnetz könnte sich tiefgreifend verändern. Hinzu kommt ein enormer Wartungs- und Reinigungsaufwand, da sich die Quaggamuscheln etwa an Rohren festsetzen und Leitungen verstopfen können.

Bodensee in kurzer Zeit erobert

Exemplarisch zeigt sich das Problem im Bodensee. Hier hat sich das bis zu 40 Millimeter grosse Tier innert kürzester Zeit massenhaft ausgebreitet. Es hat den See inzwischen bis in grosse Tiefen besiedelt.

Die Quaggamuschel habe das Potential andere Arten zurückzudrängen, auch andere gebietsfremde Arten wie die Zebramuschel. Diese habe die Quaggamuschel innerhalb von nur drei Jahren in der Uferzone weitestgehend ersetzt. Dies hält die Eawag in einem Faktenblatt fest.

Im Fachmagazin «Aquatic Invasions» berichten die Forschenden um Linda Haltiner von der Eawag über die Quaggamuschel. Sie geben einen Überblick, wie die Ausbreitung der Quaggamuschel überwacht und eingedämmt werden könnte.

Demnach seien nationale und internationale Kooperationen wichtig. Fürs Monitoring schlagen sie beispielsweise die Analyse von Umwelt-DNA in Planktonproben vor. Auch eine Überwachung der Larven der Quaggamuschel, der sogenannten Veliger-Larven, sei angebracht.

Gewässer vor Invasion schützen

Noch nicht befallene Gewässer sollten gemäss den Experten bestmöglich vor einer Einschleppung geschützt werden. So sollten Boote, die zuvor auf einem anderen See verwendet wurden, pflichtgemäss gründlich gereinigt werden.

Welche Konsequenzen die Quaggamuscheln für die Seen letztlich haben werden, ist noch unklar. Der Eawag-Gewässerökologe Piet Spaak sagte jedoch, man müsse befürchten, dass die invasive Art die Seeökosysteme aus dem Gleichgewicht bringe.

Die Fachpublikation sowie das Faktenblatt wurden im Rahmen des Projekts «Seewandel» erarbeitet, das Spaak leitet. Forschungsinstitute aus der DACH-Region untersuchen darin die Wechselwirkungen zwischen Nährstoffrückgang, Klimawandel, invasiven und gebietsfremden Arten.

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