Gorillaweibchen nutzen feministische Netzwerke
Gorillaweibchen nutzen beim Gruppenwechsel weibliche Netzwerke und meiden Männchen aus ihrer Herkunftsgruppe, um laut Forschern Inzucht zu vermeiden.

Gorillaweibchen nutzen beim Kennenlernen neuer Artgenossen feministische Netzwerke. Beim Wechsel zu einer neuen Gemeinschaft meiden sie hingegen Männchen, mit denen sie aufgewachsen sind. Damit wird laut Forschern Inzucht vermieden.
Gorillaweibchen wenden im Sozialverhalten ähnliche Strategien wie Menschen an, wie es im Newsletter der Universität Zürich (UZH) am Mittwoch hiess. Denn starke Bindungen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen seien auch ein Schlüsselaspekt menschlicher Gesellschaften. Ein ausgedehntes Beziehungsnetz scheine eine evolutionäre Schlüsselrolle bei der Entwicklung grösserer und kooperativerer Gesellschaften gespielt zu haben.
Laut Forschenden der UZH können Gorilla-Individuen mehrfach ihre Gruppenzugehörigkeit wechseln. Dieser als Dispersion bezeichnete Vorgang spiele eine wichtige Rolle, um Inzucht zu vermeiden, die genetische Vielfalt zu verbessern und soziale Beziehungen zu pflegen. Die Forschenden stützen sich auf Daten, die 20 Jahre lang vom Dian Fossey Gorilla Fund über mehrere Gruppen wild lebender Berggorillas in Ruanda gesammelt wurden.
Gorillaweibchen meiden Verwandte bei Gruppenwechsel
Die Studie zeigt, dass die Weibchen sich nicht zufällig einer Gemeinschaft anschliessen. Bei ihrer Wahl spielen frühere soziale Erfahrungen eine Rolle: Die Weibchen meiden Männchen, mit denen sie aufgewachsen sind, und suchen sich Weibchen, die sie bereits kennen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Männchen aus der Geburtsgruppe mit ihnen verwandt sind, sei höher als bei anderen männlichen Tieren.
Noch wichtiger sei allerdings die Anwesenheit von anderen Weibchen, mit denen sie zuvor zusammengelebt haben. Diese Beziehungen scheinen auch nach jahrelanger Trennung wichtig zu sein. Denn vertraute Bekanntschaften würden Angst beim Eintritt in eine neue Gruppe verringern.
Und wenn sich ein Weibchen auf Empfehlung einer Freundin einer Gemeinschaft anschliesse, sei dies auch ein positives Zeichen für die Gruppe als Ganzes oder für das dominante Männchen, das diese anführe. Investitionen in solche feministischen Beziehungen seien darum bei den Gorillas wichtig.
Die von Forschenden der Universität Zürich und dem Dian Fossey Gorilla Fund durchgeführte Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds und dem Dian Fossey Gorilla Fund finanziert.