Forscher stellen grausige Todesfälle bei sibirischen Nomaden fest
Forscher der Universität Bern haben 1700 Jahre alte Skelette aus Sibirien analysiert. Viele der Knochen wiesen Zeichen von Gewalt auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Leben sibirischer Nomaden war geprägt von Gewalt.
- Das zeigt eine Untersuchung der Universität Bern.
- Ein Viertel der untersuchten Toten starb aufgrund von äusserer Gewalteinwirkung.
Gewalt und blutige Auseinandersetzungen spielten eine grosse Rolle bei sibirischen Steppennomaden. Das zeigt eine Analyse unter Leitung der Universität Bern anhand von 1700 Jahre alten Skeletten.
Zu Beginn des Jahrhunderts lebten in der Republik Tuwa in Südsibirien kriegerische Nomaden, die Archäologen zu der Kokel-Kultur zählen. Historische Dokumente bezeichnen sie als gewaltbereite Gruppen, die oftmals angrenzende Gebiete sesshafter Gemeinschaften plünderten.
Am archäologischen Fundplatz «Tunnug1» enthüllten Forschende um Gino Caspari von der Uni Bern 87 Skelette aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Dort begruben die sibirischen Steppennomaden ihre Toten in der Nähe eines früheren skythischen Grabhügels. Viele der Knochenreste wiesen Spuren von Gewalt auf.
Nomaden wurden oft geköpft
Das schweizerisch-russische Team führte detaillierte Analysen der Traumata an den Knochen durch. Demnach verstarb ein Viertel der Opfer aufgrund von äusserer Gewalteinwirkung, wie die Forschenden im «American Journal of Physical Anthropology» berichten.
Meistens starben die Nomaden im Nahkampf, in vielen Fällen wurden sie geköpft. Unter den Getöteten befanden sich auch Frauen und Kinder. Den Forschenden gelang es zudem nachzuweisen, dass manche Individuen möglicherweise noch auf dem Schlachtfeld skalpiert und ihre Hälse durchgeschnitten wurden.
Unklar, woher Gewalteinwirkungen stammten
Die Daten würden zeigen, dass ein hoher Prozentsatz der in Tunnug bestatteten Reiternomaden Gewalt ausgesetzt war, sagte der Erstautor Marco Milella gemäss der Mitteilung der Uni Bern.
«Während der ersten Jahrhunderte nach Christus durchlief die östliche Steppe eine Periode der politischen Instabilität nach dem Zerfall des Steppenreiches der Xiongnu. Dieser politische Wandel hatte einen starken Einfluss auf das Leben der Menschen.»
Ob die Gewalteinwirkungen von Kämpfen mit Feinden oder von brutalen Ritualen innerhalb der Gemeinschaft herrührten, liesse sich derzeit nicht endgültig beantworten.