Empa-System erfasst instabile Schultern millimetergenau
Empa-Wissenschaftler haben ein Verfahren zur millimetergenauen Erfassung instabiler Schultern entwickelt, das die Diagnose revolutioniert.

Empa-Forscher haben ein Verfahren zur millimetergenauen Erfassung instabiler Schultern entwickelt. Dazu kombinierten sie Röntgenvideos mit virtuellen 3D-Modellen der Gelenke. Diese Analyse ermöglicht erstmals eine präzise Erfassung der Dynamik in der Schulter.
Derzeit testen Ärztinnen und Ärzte die Stabilität des Schultergelenks meist manuell, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) am Dienstag mitteilte. Das hängt stark von der Erfahrung ab. Röntgen und andere bildgebende Verfahren nützten nur ergänzend, da sie Bewegungsabläufe nicht erfassen.
Viele Patientinnen und Patienten klagen nach einer behandelten Schulterverletzung über ein Gefühl der Unsicherheit und andere Beschwerden. Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper und verletzungsanfällig.
Um die Diagnostik zu verbessern, entwickelte Empa-Forscher Ameet Aiyangar das neue System. Für die dynamischen Bilder der Schulter kommen Röntgen-Abbildungen zum Einsatz, welche das Institut für translationale und unternehmerische Medizin in Bern aufnimmt.
Ein Durchbruch in der Schulterdiagnostik
Die Patienten führen gezielte Schulterbewegungen aus, die aus zwei unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen werden. Mit zusätzlichen Computertomografie-Aufnahmen erstellt die neue Methode der Empa detaillierte Modelle der Knochen mit Orientierungspunkten.
Ein Tracking-Verfahren bestimmt die exakte Position des Schultergelenks. Abschliessend berechnet das System die Bewegungsabläufe. Dadurch lassen sich gemäss der Empa nicht nur die groben Bewegungsmuster des Schultergelenks verfolgen, sondern die kleinsten, für die Stabilität entscheidenden Roll- und Gleitbewegungen im Millimeterbereich.
Das bietet Ärztinnen und Ärzten eine präzisere Entscheidungsgrundlage, ob eine physiotherapeutische Behandlung ausreicht oder eine Operation notwendig ist. «Das vermeidet unnötige chirurgische Eingriffe oder zögert sinnvolle nicht unnötig hinaus und ermöglicht so eine individuell optimierte Therapie», lässt sich Aiyangar in der Mitteilung zitieren.