Er ist klein aber schwer, glühend heiss und eisig kalt – und äusserst schwierig zu erreichen. Der Merkur gibt Rätsel auf.
Planet Merkur
Dieses Bild vom Merkur entstand beim Vorbeiflug der NASA-Mission Messenger. - NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Merkur ist der kleinste Planet in unserem Sonnensystem.
  • Er ist nur etwas grösser als der Erdenmond.
  • Er hat den geringsten Abstand zur Sonne: Er ist nur 58 Millionen Kilometer entfernt.
  • Um ihn besser zu erforschen, ist die europäische Mission BepiColombo zu ihm unterwegs.

Am Montag um 13 Uhr 34 wird sich ein kleiner Punkt vor die Sonne schieben: der Merkur. Von blossem Auge zu sehen ist er kaum – und direkt in die Sonne schauen sollten wir sowieso nicht. Wer aber ein kleines Teleskop und einen Sonnenfilter besitzt, kann den kleinsten Planeten unseres Sonnensystems während rund fünf Stunden beobachten.

Ein Merkurtransit kommt nur etwa alle sieben Jahre vor. Sonst ist er nur schwer zu entdecken, denn er ist der Planet, der am nächsten zur Sonne ist, und diese überstrahlt ihn meistens.

Erst zwei unbemannte Nasa-Missionen haben es bis zum Merkur geschafft. Bis zum ihm zu gelangen, ist aufgrund der enormen Schwerkraft der Sonne schwierig. Um in die Umlaufbahn des Merkurs zu gelangen, bedarf es eines riesigen Bremsmanövers – sonst flitzt die Mission am Merkur vorbei direkt in die Sonne. Trotzdem ist nun wieder eine Mission unterwegs: BepiColombo ist vor einem Jahr gestartet und wird 2025 ankommen..

Temperaturen zwischen minus 180 und plus 430 Grad.

Die Nähe zur Sonne hat noch eine weitere Folge: Am Tag wird es bis zu 430 Grad heiss, in der Nacht hingegen minus 180 Grad. Doch «ein Tag» ist auf dem Merkur etwas anderes als auf der Erde: ein Tag, also von Mitternacht bis Mitternacht, dauert dort 176 Erdentage. Merkurs Umlaufbahn um die Sonne hingegen ist kürzer als unsere: Nur 88 Tage braucht er dafür. Der Tag ist also länger als das Jahr.

Der Merkur macht es uns Menschen also schwierig, ihn zu erforschen. Und vor allem gibt er uns Rätsel auf.

Merkur, Venus, Erde, Mars
Merkur, Venus, Erde, Mars: Expeditionen ins Weltall stellen uns vor unbekannte Herausforderungen. - NASA/Lunar and Planetary Institute

Rätsel Nummer Eins: Der Merkur ist zu schwer. Während normales Gestein eine Dichte von 3 Gramm pro Kubikzentimeter hat, sind es beim Merkur 5 Gramm. Forschende können sich das nur damit erklären, dass der Merkur einen riesigen Eisenkern haben muss. «Das ist, gelinde gesagt, merkwürdig», sagt André Galli. Er ist Weltraumphysiker am Physikalischen Institut der Universität Bern, das an der BepiColombo-Mission zum Merkur beteiligt ist. «Andere Gesteinsplaneten wie die Erde oder die Venus haben einen viel kleineren Eisenkern».

Merkur war wohl einst grösser

Die Theorie besagt, dass alle Planeten aus einer Gas- und Staubscheibe entstanden sind, die sich nach deren Entstehung um die Sonne bildete. Warum sollte ein Planet also eine so unterschiedliche Zusammensetzung haben? Deshalb gehen Forschende nun davon aus, dass der Merkur einst grösser war, aber durch grosse Asteroiden so zerschlagen wurde, dass von der äusseren Gesteinshülle nur wenig übrig blieb.

Planet Merkur
Der Planet Merkur gibt Rätsel auf. - Pixabay

Rätsel Nummer Zwei: Der Merkur hat ein globales Magnetfeld. Als die erste Mission zum Planeten startete, waren sich die Wissenschaftler einig, dass man ein Magnetfeld dort sicher nicht finden würde. Denn der Mond, die Venus und der Mars haben kein Magnetfeld mehr, da ihr Kern bereits abgekühlt ist. Diese Himmelskörper sind ähnlich gross oder grösser als der Merkur.

Doch die Nasa-Mission Mariner 10 zeigte: Der Merkur hat sehr wohl ein globales Magnetfeld. Der Eisenkern des Merkurs muss also zumindest teilweise noch flüssig sein, denn sonst kann man sich dieses Magnetfeld nicht erklären. Weshalb aber kühlt er viel weniger schnell ab?

Der Merkur bringt uns an die Grenzen unseres Wissens.

«Nau forscht»

Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs»

Dieser Beitrag wurde verfasst von Katrin Schregenberger

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