Berner Forscher geht Grossmutter-Hypothese in Québec nach
Ein Forscher der Universität Bern stellt neue Erkenntnisse zur von ihm untersuchten Grossmutter-Hypothese vor. Demnach spielten Grossmütter eine wichtige Rolle.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Berner Forscher präsentiert neue Erkenntnisse:
- Grossmütter hätten einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung ihrer Enkelkinder.
- Das nur, wenn sie in der Menopause sind.
Je weiter weg die Grossmutter lebt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihre Töchter eine tiefere Anzahl Kinder haben: Zu diesem Schluss kommt ein Berner Forscher, der zusammen mit kanadischen Kollegen Daten zur Bevölkerung der Provinz Québec ausgewertet hat.
Sacha Engelhardt vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern ging mit seinem Team der «Grossmutter-Hypothese» nach. Diese besagt, dass Frauen nach den Wechseljahren ihre Nachkommen der übernächsten Generation unterstützen. So gäbe es einen positiven Einfluss auf deren Überlebensrate.
Die Hypothese sei schon vielerorts getestet worden, schreibt die Universität Bern in einem Communiqué vom Freitag. Mancherorts habe sich die Annahme als plausibel herausgestellt, anderswo nicht.
Neuer Ansatz
Das bernisch-kanadische Forscherteam wählte einen neuen Ansatz: Sie überprüften die Hypothese anhand der geografischen Entfernung. Dafür werteten sie Daten der Bevölkerung von Québec zwischen 1608 und 1799 aus. In dieser Zeit wurden die ersten französischen Siedlungen gegründet.
Die Analyse umfasste 3382 Grossmütter, die 34'660 Kinder zur Welt brachten. Von diesen Kindern heirateten 7164 Mädchen und hatten insgesamt 56'767 Kinder.
Fazit der Studie
Das Fazit der Studie, die am Freitag im Fachmagazin «Current Biology» publiziert wurde, lautet vereinfacht: Je weiter weg die Grossmutter, desto weniger Enkelkinder. Pro 100 Kilometer Entfernung sind es 0,6 Kinder weniger pro Frau. «Das ist eine Menge», erklärte Sacha Engelhardt. «Pro 300 Kilometer sind es 1,5 Kinder weniger.»
Grossmütter verbessern offenbar auch die Überlebenschancen ihrer Enkelkinder. «In unserer Studie hatten Frauen, deren Mütter noch am Leben waren, nicht nur mehr Kinder - es erreichten auch mehr dieser Kinder das Alter von 15 Jahren», erklärte der kanadische Wissenschafter Patrick Bergeron, der an der Studie mitwirkte.