Ein Experiment zeigt das Gruppenbewusstsein von Ameisen: Schon im Normalfall bleiben Gruppen für sich, im Krankheitsfall wird dies noch ausgeprägter.
Eine Ameise melkt in einem Garten in Rottweil (D) eine Blattlaus.
Ameisen passen ihren Speiseplan an, wenn sie sich einen Pilz eingefangen haben. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ameisencliquen bleiben für gewöhnlich für sich.
  • Dadurch wollen sie die Ausbreitung von Krankheiten verhindern.

Ein Ameisenstaat bedeutet Gewimmel auf engstem Raum. Für Krankheitserreger wäre es ein leichtes, sich auszubreiten. Wenn Ameisen nicht eine Strategie entwickelt hätten, die Verbreitung von Krankheiten zu minimieren. Von einer solchen Strategie berichten Forschende um Laurent Keller von der Universität Lausanne und um Sylvia Cremer vom Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) im Fachblatt «Science».

Wenn ein Erreger im Ameisenstaat auftaucht, ändern die Sechsbeiner demnach ihr Verhalten: Die verschiedenen Gruppen von Arbeiterinnen bleiben dann mehr unter sich, wie die Forschenden heute Donnerstag mitteilten.

Ameisen mit QR-Codes

In einem Laborexperiment markierten die Forschenden über 2200 Gartenameisen (Lasius niger) mit einer Art Mini-QR-Code auf dem Rücken, um Individuen unterscheiden zu können. Anschliessend nahmen Infrarotkameras jede halbe Sekunde ein Bild auf, so dass die Wissenschaftler die Bewegung jedes Individuums und seine Kontakte mit Artgenossen nachvollziehen konnten.

Bereits unter Normalbedingungen herrscht demnach eine klare Trennung zwischen den verschiedenen Gruppen. Dies diene als Prophylaxe und reduziere das Risiko, dass sich Krankheiten ausbreiten, schrieben die beiden Forschungsinstitutionen.

Verstärkte Präventions-Strategie bei kranken Tieren

Das ist aber noch nicht alles: Als die Forschenden alle Kundschafterinnen (10 Prozent der Arbeiterinnen) krankmachenden Pilzsporen aussetzten, änderte der gesamte Ameisenstaat sein Verhalten. Die Insekten bemerken demnach offenbar den Erreger und verstärken ihre Präventions-Stratgie.

«Die Ameisen ändern, wie und mit wem sie interagierten», sagte Cremer gemäss der Mitteilung. Die Cliquen werden stärker, der Kontakt zwischen den Cliquen minimiert: «Kundschafterinnen interagieren mehr mit Kundschafterinnen, Brutpflegerinnen mehr mit Brutpflegerinnen», so die Forscherin.

«Das ist die erste wissenschaftliche Studie die zeigt, dass eine Tiergemeinschaft fähig ist, aktiv ihre Organisation zu ändern, um die Verbreitungen von Krankheiten zu reduzieren», liess sich Laurent Keller von der Uni Lausanne in der Mitteilung zitieren.

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