Atopisches Ekzem: Neurodermitis wird deutlich besser behandelbar

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USA,

Ein Atopisches Ekzem kann nun besser behandelt werden. Neue Wirkstoffe machen dies künftig möglich.

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Verschiedene Medikamente in einer Kiste. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zukunft könnte die Behandlung von Neurodermitis besser funktionieren.
  • Dank neuen Stoffen könnten viele Nebenwirkungen wegfallen.

Bis zu einem Sechstel der Kinder und zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen leiden an atopischer Dermatitis, auch Neurodermitis genannt. Die Medikamente gegen ein atopisches Ekzem – Cortison etwa – haben oft schwere Nebenwirkungen. Doch es gibt vielversprechende neue Wirkstoffe - einige schon zugelassen, andere noch in der Warteschlange.

Nach jahrelangem Stillstand verspricht aktuell eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten gegen ein atopisches Ekzem deutliche Besserung: wirksame Salben, Injektionen mit monoklonalen Antikörpern und Arzneimittel in Tablettenform.

Bei anhaltendem schweren Erkrankungsbild waren bisher Medikamente wie Cyclosporin A oder Cortison zum Schlucken häufig verwendete Mittel. Auch Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat mofetil sowie UV-Bestrahlung und Vitamin E-Abkömmlinge gehören dazu. Fast alle kommen mit starken Nebenwirkungen.

Zugelassen, aber noch nicht erhältlich...

Vor allem aus den molekularbiologischen Erkenntnissen der Immunologie stammen jetzt aber die neuen Therapiemöglichkeiten. Diese greifen vergleichsweise gezielt in die Krankheitsprozesse ein. Im März vergangenen Jahres wurde mit einer Crisaborol-Salbe ein neues antientzündliches Mittel von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen. Dieses ist für Kinder und Erwachsene mit leichter bis moderater atopischer Dermatitis.

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Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) mit Sitz in Amsterdam. - AFP

Crisaborol hemmt die Freisetzung bestimmter Zytokine, die am Entzündungsprozess beteiligt sind, Tumornekrose-Faktor alpha etwa, Interleukine (IL-2, IL-4, IL-5) und Interferon-Gamma. Freilich ist der Markteinführungstermin für die EU noch nicht bekannt. Und auch für die Schweiz liegen noch keine Angaben vor.

Interleukin-Antagonisten

Ein relativ neues Behandlungskonzept gegen ein atopisches Ekzem stellt Dupilumab dar. Der monoklonale Antikörper hemmt den Rezeptor für den Entzündungs-fördernden Immunbotenstoff Interleukin-4-Rezeptor alpha.

Es wurde eine zwei Phase-III-Studien mit Dupilumab bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis durchgeführt. Es zeigte sich nach 16 Wochen bei 37 Prozent der Behandelten ein Rückgang der Beschwerden fast bis zur Symptomfreiheit. In der Vergleichsgruppe (Placebo) war das nur bei acht Prozent der Behandelten der Fall. Dupilumab muss unter die Haut injiziert werden.

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Neurodermitis bei einem Kind. Medikamente gegen ein atopisches Ekzem haben oft viele Nebenwirkungen. - dpa

Bei Patienten mit Neurodermitis findet sich – abhängig vom Schweregrad der Symptome – auch der Entzündungs-fördernde Immunbotenstoff Interleukin-13 (IL-13). Allein dagegen wirkt ein anderer monoklonaler Antikörper, der in absehbarer Zukunft zugelassen werden soll: Tralokinumab.

Mit der Blockade von IL-13 wird bei über 50 Prozent der Patienten eine Reduktion der Hautsymptome um 75 Prozent erreicht. Bei 15 Prozent gelingt das sogar zu etwa 90 Prozent.

Speziell für Neurodermitis-Patienten mit starkem Juckreiz könnten Strategien zur Blockade von Interleukin-31 sein. Hier dürfte es in absehbarer Zukunft den monoklonalen Antikörper Nemolizumab geben, der den Rezeptor des Botenstoffs blockiert. Studien der Phase II zeigten gute Ergebnisse.

Atopisches Ekzem: Rheumamittel hilft

Während die monoklonalen Antikörper injiziert werden müssen, gibt es immer mehr wirksame Arzneimittel gegen ein atopisches Ekzem zur oralen Einnahme. Erst im Oktober 2020 in Europa für die Behandlung der atopischen Dermatitis zugelassen wurde der Wirkstoff Baricitinib. Die Substanz hemmt sogenannte Januskinase-Enzyme, welche bei Entzündungen eine Rolle spielen.

Wirkstoffe wie Baricitinib werden seit 2017 mit grossem Erfolg in der Therapie der rheumatischen Arthritis eingesetzt. Es wurde eine Phase-III-Studie mit Baricitinib und Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis durchgeführt. Dabei erreichte knapp ein Drittel der Probanden fast oder sogar vollständige Symptomfreiheit. Das entsprach etwa dem Doppelten der Erfolgsrate in einer Placebo-Gruppe.

Mit allen diesen Wirkstoffen dürften in Zukunft mehr und gezielter wirkende Mittel zur Behandlung der Neurodermitis zur Verfügung stehen.

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