Eigentlich hat seit über einem Jahr nur ein Thema die Welt fest im Griff: Corona. Weltweit wurden Milliarden an Dollar in die Forschung gesteckt, um Impfstoffe zu finden. Dabei ist Krebs ein mindestens genauso brisantes und für die Forschung auch kommerziell reizvolles Thema, das nicht in den Hintergrund rücken sollte.
Krebsrisiko
Bewegung kann laut Experten das Krebsrisiko senken. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn sich also ab kommenden Freitag die grossen und kleineren Pharmakonzerne virtuell zum jährlichen Treffen der American Society of Clinical Oncology (Asco) versammeln, werden sie über ihre jüngsten Forschungsfortschritte gegen diese heimtückische Krankheit berichten.

Gerade die Krebsforschung zählt nach wie vor zu den beliebtesten und auch umkämpftesten Therapiebereichen in der Arzneimittelforschung. Die zu erwartenden Daten sind auch für die breite Öffentlichkeit interessant.

Denn in vielen Ländern ist Krebs nach wie vor unter den häufigsten Todesursachen zu finden. In Ländern wie den USA, China oder auch in Europa steht er an zweiter Stelle. Und gerade in Zeiten von Corona werden Ärzte nicht müde zu warnen, dass die Menschen ihre Vorsorgetermine nicht aus Angst vor einer Ansteckung verstreichen lassen sollten.

Wie Analyst Alistair Campbell von Liberum in einem Ausblick auf den Kongress schreibt, machen Onkologiemittel schätzungsweise derzeit mehr als ein Drittel aller Pipeline-Arzneien aus. Vor zehn Jahren lag ihr Anteil noch bei 27 Prozent. «Daher dient der Asco-Kongress jedes Jahr als Schaufenster für spannende neue Daten, die die Umsatzprognosen für wichtige Produkte beeinflussen», erklärte der Analyst weiter.

Laut Campbell gibt es verschiedene Gründe, dass so viele Unternehmen in der Onkologie forschen. Neben seiner schieren Grösse ist der Markt auch aus kommerzieller Sicht reizvoll: Gemäss den Daten des Informationsdienstes IQVIA dürfte der weltweite Umsatz mit Krebsmedikamenten im vergangenen Jahr rund 110 Milliarden US-Dollar betragen haben nach einem durchschnittlichen Wachstum von 18 Prozent im letzten Jahrzehnt. Dieses zweistellige Wachstum wird voraussichtlich auch in den nächsten fünf Jahren anhalten.

Dass in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen in die Krebsforschung eingestiegen sind, hat aber noch einen weiteren Grund. Dank neuer Technologien in der Genetik und Molekularbiologie ist es gelungen, die Defekte in Krebszellen besser zu verstehen, die dann wiederum gute Angriffspunkte für Medikamente sein können.

Es waren denn auch bahnbrechende Therapien wie die Immun-Onkologie, die personalisierte Zelltherapie oder auch die zunehmende Kombination verschiedener Therapieansätze, die in den vergangenen Jahren den Asco-Kongress geprägt haben. Einen solchen Schwerpunkt erwarten die meisten Analysten in diesem Jahr nicht.

Und doch dürfte mit Novartis ein Konzern dabei sein, der mit seinem Therapieansatz in diesem Jahr etwas stärker als zuletzt im Rampenlicht stehen wird. Konkret geht es um Daten aus einer Studie zur Behandlung von Patienten mit einer bestimmten Form von Prostatakrebs.

Das Besondere an der Therapie ist, dass sie einen zielgerichteten Wirkstoff mit einem radioaktiven Isotop kombiniert und so DNA-Schäden verursacht, die das Wachstum und die Vervielfältigung des Tumors hemmen. Dieser therapeutische Ansatz ermöglicht eine gezielte Bestrahlung des Tumors bei gleichzeitiger Begrenzung der Schädigung des umliegenden Gewebes. Analysten sind sich in ihren Ausblicken einig, dass die Novartis-Ergebnisse zu den interessantesten Themen gehören.

Bereits im Vorfeld hat der Basler Konkurrent Roche Daten veröffentlicht, die am Kongress dann noch weiter diskutiert werden. So hat der Konzern mit seinem Immuntherapeutikum Menschen mit einer bestimmten Form von frühem Lungenkrebs zu einem längeren Überleben verholfen.

Was diese Ergebnisse aber auf jeden Fall einmal mehr untermauern, sind die Fortschritte, die Pharmakonzerne in den letzten Jahren bei den zielgerichteten Therapien gemacht haben.

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