Gummireifen verursachen Abrieb – und dieser landet in Böden, Gewässern und in der Luft.
Pneus
Nur ein Viertel des in der Schweiz verursachten Mikrogummis wird durch Strassen- und Abwasserreinigung entfernt. Der Grossteil endet in Böden und Gewässern. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pro Jahr verursachen die Schweizer rund 1,5 Kilogramm Mikrogummi pro Kopf.
  • Seit 1988 gelangten dadurch mehr als 200'000 Tonnen Mikrogummi in Böden und Gewässer.
  • Dies zeigen neue Berechnungen der Empa.

Haben Sie sich schon mal gefragt, wo Ihr abgefahrenes Reifenprofil eigentlich geblieben ist? Die Antwort ist einfach: im grünen Gras. Rund 218'000 Tonnen Mikrogummi – das sind winzig kleine Gummiteilchen – haben sich in der Schweiz in den letzten 30 Jahren angesammelt. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in einer neuen Studie, die im Fachmagazin Environmental Pollution veröffentlicht wurde.

Die Wissenschaftler stützten ihre Berechnungen auf Daten zum Import und Export von Reifen. Danach modellierten sie das Verhalten von Gummi auf Strassen und im Strassenabwasser. Das Resultat: 2018 verursachte jeder Schweizer und jede Schweizerin im Schnitt eineinhalb Kilogramm Mikrogummi.

Rund ein Viertel dieses Gummis wurde durch die Strassen- und Abwasserreinigung entfernt. Der Rest landete in der Umwelt.

Hauptsächlich Gummi von Reifen

Laut den Berechnungen stammen 97 Prozent des Gummis von Reifen. Rund 10 bis 30 Prozent eines Reifens verschwindet während seiner Nutzung. «Wir berechneten den Abrieb von Reifen, aber auch Abtrag von künstlichen Grünflächen wie beispielsweise Kunstrasen», sagt Hauptautor Bernd Nowack von der Empa in einer Medienmitteilung.

Dieser spiele aber nur eine untergeordnete Rolle, denn gerade einmal drei Prozent der ausgestossenen Gummipartikel stammen von Gummigranulat aus künstlichen Grünflächen.

Der Anteil von Mikrogummi in der Umwelt ist relevant

Von den Partikeln, die in die Umwelt gelangen, verbleiben knapp drei Viertel in den ersten fünf Metern links und rechts der Strasse. Fünf Prozent bleiben in den restlichen Böden und knapp zwanzig Prozent gelangen in Gewässer, wie die Autoren schreiben.

Zu einem kleinen Teil landet der Gummi auch als Feinstaub in der Luft – allerdings sei es so wenig, dass die Auswirkung auf den Menschen gering sei, sagt Mitautor Christoph Hüglin: «Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liegt auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich».

Der Anteil von Mikrogummi in der Umwelt aber sei relevant – relevanter sogar noch als jener von Mikroplastik: Nowacks Berechnungen zufolge bestehen nur 7% der in die Umwelt freigesetzten polymerbasierten Mikropartikel aus Plastik, ganze 93% aber aus Reifenabrieb. «Die Menge von Mikrogummi in der Umwelt ist riesig und somit höchst relevant», so Nowack.

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Dieser Beitrag wurde verfasst von Kathrin Schregenberger

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