Tausende Tonnen Reifenabrieb werden erst vom Wind aufgewirbelt und landen in Form von Mikrogummi am Strassenrand. 20 Prozent des Gummis landen in den Gewässern.
Reifenabrieb
Reifenabrieb landet vor allem abseits der Strasse in Böden und unter Umständen auch in Gewässern. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen 1988 und 2018 landeten 200'000 Tonnen Mikrogummi in der Umwelt.
  • Das hauptsächlich von Autoreifen stammende Mikrogummi steht weniger im öffentlichen Fokus.
  • Die Menge des Mikrogummis ist jedoch riesig und somit trotzdem relevant.
Ad

Kilometer für Kilometer schwindet ein bisschen Profil vom Pneu. Das abgeriebene Gummi landet als Mikropartikel in der Umwelt. Laut Empa-Forschenden sind dies erhebliche Mengen. In der Schweiz landeten zwischen 1988 und 2018 rund 200'000 Tonnen Mikrogummi in unserer Umwelt.

Zu diesem eindrücklichen Ergebnis kommen Forschende um Bernd Nowack von der Forschungsanstalt Empa. Der grösste Teil davon (97 Prozent) stammt vom Abrieb von Reifen.

Mikrogummi weniger bekannt als Mikroplastik

Mikrogummi steht weniger im öffentlichen Fokus als Mikroplastik, das auch im menschlichen Körper bereits nachgewiesen wurde. Allerdings zeigen die Berechnungen der Empa-Forschenden, dass die winzigen Gummipartikel aus Reifenabrieb, zumindest mengenmässig ein viel grösseres Problem darstellen.

Illegale Müllentsorgung
Illegal entsorgte Autoreifen liegen in einem Tümpel. - dpa

Von allen in die Umwelt freigesetzten, Polymer-basierten Mikropartikeln bestehen nur sieben Prozent aus Plastik, 93 Prozent aus Reifenabrieb. «Die Menge von Mikrogummi in der Umwelt ist riesig und somit höchst relevant.» So liess sich Nowack in einer Mitteilung der Empa vom Donnerstag zitieren.

Reifenabrieb landet vor allem am Strassenrand

Das abgeriebene Gummi wirbelt zunächst durch die Luft und landet auf den Streifen rechts und links der Fahrbahn. Drei Viertel der Gesamtmenge der Gummipartikel bleiben auf einem fünf Meter breiten Streifen abseits der Strasse, wie die Empa schrieb. Rund fünf Prozent gelangt in die restlichen Böden, knapp 20 Prozent landen in Gewässern.

Autoreifen
Der meiste Reifenabrieb landet als Mikrogummi am Strassenrand. - Pixabay

Zumindest aus dem Strassenabwässern wird der Reifenabrieb mittlerweile besser entfernt, so dass deutlich weniger Mikrogummi in Gewässern landen dürften. Seit dem Jahr 2000 bestehen schärfere Regeln zur Wiederaufbereitung von Wasser und zur Verhinderung der Verschmutzung von Böden.

Risiko für Menschen gering

Trotz der eindrücklichen Menge an Mikrogummi schätzt Christoph Hüglin von der Empa das Risiko für den Menschen als gering ein. «Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liegt auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich.» So zitiert Hüglin die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2009.

Nowack betont zudem, dass zwischen Mikrogummi und Mikroplastik ein erheblicher Unterschied bestehe, so dass sich die Partikel kaum vergleichen liessen.

Das Forschungsteam nutzte für seine Berechnungen Daten zum Import und Export von Reifen. Auf dieser Basis modellierten die Wissenschaftler dann das Verhalten von Gummi auf Strassen und in Strassenabwasser. Von den Ergebnissen berichteten sie im Fachblatt «Environmental Pollution».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DatenStudieWasserPlastikMikroplastikUmwelt