Winterzeit: Hängt denn die alte Wanduhr noch?
Ab Morgen ist wieder Winterzeit. Die Zeiten, in denen Zeiger noch per Hand umgestellt wurden, längst vorbei. Oder etwa doch nicht?

Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht auf Sonntag ist wieder Zeitumstellung.
- Zweimal im Jahr wird darüber gestritten.
- Für die Jüngeren hat sich die Zeit aber längst digitalisiert.
Verschwindet da gerade ein über Jahrzehnte gewohntes Ritual? Am Tag der Zeitumstellung werden sich viele Menschen wieder darüber bewusst, wie viele Uhren sie im Haushalt haben.
Der Wecker im Schlafzimmer, die Wanduhr im Wohnzimmer und das Display im Auto. Mit ein bisschen Drehen und ein paar Klicks ist aber alles wieder auf Zeit. Oder macht die Technik diese Gewohnheit am Sonntagvormittag längst überflüssig?
Für den Zeitforscher Karlheinz Geissler ist die Antwort klar: «Nur die Älteren stellen noch selbst um, für die Jüngeren ist die Zeit längst digitalisiert.» Das sagt der 75-jährige emeritierte Professor aus München.
Am Telefon spricht Geissler bewusst nur von einer «Zeigermanipulation». Denn viel mehr sei das nicht, was wir auch an diesem Sonntag wieder machen. Um 3.00 Uhr werden die Uhren um eine Stunde auf die sogenannte Winterzeit zurückgestellt.
Winterzeit: Faszination mechanische Uhr
Branchenkenner Guido Grohmann widerspricht: «Die Zeit des händischen Umstellens ist noch lange nicht vorbei», sagt der Geschäftsführer vom Bundesverband Schmuck und Uhren in Pforzheim. Mechanische Uhren hätten für viele Menschen etwas Faszinierendes.
Sie freuen sich nach Grohmanns Worten regelrecht darauf, am Tag der Umstellung 25 Uhren zu justieren. Sein Verband vertritt nach eigenen Angaben mehr als 150 Unternehmen der Bereiche Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandten Industrien.
Im Wirtschaftsbericht 2018 des Verbandes heisst es, dass etwa bei den Armbanduhren die Elektronikbranche den traditionellen Markt unter Druck setze.
In der Preisklasse ab etwa 1500 Euro ergibt sich Grohmann zufolge aber ein anderes Verhältnis - weniger digital, mehr mechanisch. «Uhren sind oft Prestigeobjekte», sagt Verbandschef Grohmann. Das gelte für die hochwertige Armbanduhr genauso wie für die alte aufbereitete Standuhr von Opa.