Wieder einmal hat die Windkraft Siemens Energy die Geschäfte verhagelt. Das Management bei der Tochter Siemens Gamesa müsse nacharbeiten, betont Energy-Chef Bruch. Einen schnellen personellen Wechsel lehnt er ab.
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Helme mit dem Logo von Siemens Energy. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa drücken Siemens Energy zurück in die roten Zahlen.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal von April bis Juni machte der Konzern 307 Millionen Euro Verlust, wie er am Mittwoch mitteilte.

Damit rutscht er für die ersten neun Monate des seit Oktober 2020 laufenden Geschäftsjahres in die Verlustzone und erwartet auch im Gesamtjahr rote Zahlen. In den ersten beiden Quartalen hatte Siemens Energy noch jeweils Gewinne verbuchen können.

Der Ärger über die Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa, die Energy zwar zu zwei Dritteln gehört, aber eigenständig aus Spanien heraus arbeitet, ist unüberhörbar. Hohe Rohstoffpreise und vor allem Probleme bei Projekten mit Windkraftanlagen an Land haben die Ergebnisse so gründlich verhagelt, dass sie das eigentlich gut laufende Geschäft mit der konventionellen Energieerzeugung in der Sparte Gas and Power mit nach unten ziehen. Die Leistung könne nicht zufriedenstellen, kritisierte Energy-Chef Christian Bruch und spricht von einem «herben Rückschlag im Hinblick auf den Turnaround des Onshore-Geschäfts».

Wenig Transparenz trotz runderneuertem Management

Neben den schlechten Zahlen beklagte Bruch auch immer wieder mangelnde Transparenz von Gamesa. Dabei hat Energy in den vergangenen zwölf Monaten das Management dort «runderneuert», wie Bruch sagte. «Die gehen die Probleme an», betonte er. «Aber mir ist das ehrlicherweise nicht schnell und konsequent genug.»

Das ist viel Druck auf Gamesa-Chef Andreas Nauen, der seit Juni 2020 im Amt ist. Im Moment ist sein Job aber wohl sicher: Gleich wieder die Führung auszuwechseln, lehnt Bruch ab. Man habe in der Vergangenheit eine hohe Frequenz von Wechseln gehabt, jetzt müsse man die Dinge mit dem Management durcharbeiten, sagte er. Das Anlagengeschäft sei ein Detailgeschäft.

Eine andere Massnahme, über die immer wieder spekuliert wird, wäre die Komplettübernahme von Gamesa, um das Unternehmen enger an Energy zu binden und direkter Einfluss nehmen zu können. Dazu gefragt, wollte Bruch am Mittwoch allerdings nicht spekulieren.

Prognosen zurückgefahren

Siemens Energy hatte bereits Mitte Juli wegen Gamesa seine Ergebnisprognose zurückgenommen. Nun konkretisierte der Konzern die erwartete angepasste operative Marge auf 2 bis 3 Prozent. Der alte Wert hatte bei 3 bis 5 Prozent gelegen.

Auch der Auftragseingang entwickelte sich schwach - vor allem bei Gamesa, wo es weniger Grossaufträge gab. Allerdings hatte die spanische Windkrafttochter noch im zweiten Geschäftsquartal für einen aussergewöhnlich hohen Auftragseingang gesorgt. Im dritten Quartal stürzte dieser nun konzernweit auf 5,9 Milliarden Euro ab. Damit lag er deutlich unter dem um 8,8 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz, so dass auch der Auftragsbestand sank. Mit dem zweieinhalbfachen des Jahresumsatzes liegt er aber weiter im komfortablen Bereich.

Siemens Energy war vergangenes Jahr als Abspaltung von Siemens entstanden und an die Börse gebracht worden. Seit März gehört die Aktie zum Börsenbarometer Dax. Der Konzern hat rund 91.000 Mitarbeiter weltweit, 26.000 davon in Deutschland.

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