Trotz der weiter verschärften Corona-Auflagen ist am Samstagabend in vielen Städten Israels erneut gegen Premierminister Benjamin Netanjahu demonstriert worden.
Anti-Netanyahu protest in Tel Aviv
Anti-Netanyahu Proteste in Tel Aviv am 3. Oktober 2020. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tausende Menschen protestierten im ganzen Land gegen Premierminister Benjamin Netanjahu.
  • Seit dieser Woche gelten in Israel neue Einschränkungen beim Demonstrieren.
  • Protestieren ist nur in der Nähe des Hauses und in 20er-Gruppen erlaubt.

Im ganzen Land protestierten - an Hunderten Orten in kleineren Gruppen - geschätzt 100'000 Menschen, wie Medien unter Berufung auf die Protest-Bewegung «Schwarze Flaggen» berichteten.

Anti-Netanyahu protest in Tel Aviv
Eine Demonstrantin wird in Tel Aviv von der Polizei abgeführt. - Keystone

In Tel Aviv seien Polizisten und Demonstranten aneinander geraten, es habe Dutzende Verhaftungen gegeben. Die Polizei teilte mit, dass sie Hunderte Menschen wegen des Verstosses gegen die Vorschriften zu Geldstrafen verurteilt habe, darunter auch eine Frau, die sich in Quarantäne hätte befinden müssen.

Demonstrieren nur in der Nähe von zu Hause erlaubt

Parlament und Regierung hatten in dieser Woche eine umstrittene Einschränkung für Demonstrationen beschlossen: Wer protestieren will, darf dies demnach während des kompletten Lockdowns nur innerhalb eines Umkreises von 1000 Metern von seinem Zuhause und in Gruppen von maximal 20 Menschen.

Die befristete Einschränkung ist Teil der geltenden Lockdown-Massnahmen. Die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens wurden wegen stark gestiegener Corona-Zahlen verhängt, sie sollen eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern.

Kritiker bezeichneten die Massnahmen als antidemokratisch, sie sehen die neuen Protestbeschränkungen vor dem Hintergrund von Netanjahus bevorstehendem Prozess wegen Korruptionsvorwürfen. Netanjahu bestreitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

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Eine Demonstrantin in Israel fordert die Inhaftierung von Netanjahu. - Keystone

In den vergangenen Monaten haben in jeder Samstagnacht Tausende vor der Residenz des Premierministers in Jerusalem protestiert. Netanjahu steht derzeit wegen seines Corona-Krisenmanagements massiv in der Kritik. Vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen befeuern derzeit Proteste gegen seine Politik, die in erster Linie von der Bewegung «Schwarze Flaggen» organisiert werden.

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hatte am Mittwoch erstmals die Marke von 9000 Fällen überschritten. Israel hat etwa neun Millionen Einwohner.

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