Der wichtigste Zeuge im Fall Maddie erzählt, wie er den Verdächtigen kennenlernte und wie dieser ihm die Tat betrunken gestand. Der Zeuge bereut seine Aussage.
Maddie
Maddie McCann verschwand 2007 in Portugal spurlos. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dank Helge B. konnte Christian B. im Fall Maddie als Verdächtiger festgenommen werden.
  • Helge B. hatte zuerst einen guten Eindruck des mutmasslichen Täters.
  • Zwei verstörende Videos und ein versehentliches Geständnis änderten diesen aber.
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Lange nach dem Verschwinden von Maddie McCann wurde mit Christian B. ein möglicher Verdächtiger festgenommen. Einen wichtigen Beitrag dazu leistete Helge B., der wohl wichtigste Zeuge im Fall. Gegenüber der deutschen «Bild» spricht er nun über die Folgen des Falles für ihn und über Christian B..

Helge B. war selbst kriminell, als ihn zwei Freunde mit Christian B. auf einem Parkplatz in Portugal bekanntmachten. Der erste Eindruck sei positiv gewesen, er habe erfahren, dass Christian in Hotels einsteige und ein guter Kletterer sei. Anschliessend sahen sich die beiden deutschen Kriminellen öfters. «Ich hatte nie das Gefühl, dass mit dem etwas nicht stimmt.»

Maddie
Blumen, Kerzen und ein Foto erinnern an die verschwundene Maddie. - keystone

Einige Zeit später, Christian B. war gerade im Gefängnis, wollten Helge und ein Komplize in sein Haus einsteigen und Diesel stehlen. Weil aber die Haustüre offen war, gingen sie in die Wohnung und nahmen eine Kamera, Filme und eine Pistole mit.

Die Filme waren es dann, die Helges Bild von Christian komplett veränderten. In einem Video ist eine Frau zu sehen, die an ein Bett gefesselt ist, ausgepeitscht wird und ihren Peiniger verflucht. Zum Ende setzt sich Christian B. zu ihr aufs Bett. In einem anderen ist ein mutmasslich minderjähriges Mädchen nackt an einen Balken gefesselt. Dahinter sitzt Christian und lacht. «Da wusste ich, was er für ein Typ ist.»

Christian B. verplappert sich und verschwindet

2008, ein Jahr nach Maddies Verschwinden, trifft Helge den mutmasslichen Täter auf einem Festival. Der Zeuge erzählt Christian, dass er nicht mehr nach Portugal gehe. Wegen des Falls Maddie habe es zu viele Polizisten und Kontrollen. Er sagte auch, dass er nicht verstehen könne, wie das Mädchen so spurlos habe verschwunden können.

Christian B.
Christian B., der mutmassliche Täter im Fall Maddie. - Privat/Screenshot bild.de

Christian, der laut Helge bereits einige Bier getrunken habe, habe darauf geantwortet: «Sie hat ja nicht geschrien.» Helge sagt gegenüber der «Bild», dass er sich dann dachte, dass Christian etwas damit zu tun haben müsse.

Am nächsten Tag waren Christian und sein Wohnmobil verschwunden. Helge spekuliert, dass er wohl gemerkt habe, dass er sich verplappert habe,

Im selben Jahr rief der Zeuge bei der Maddie-Hotline der britischen Polizei an und teilte seinen Verdacht mit. Die Behörden nahmen seine Personalien auf, meldeten sich aber nicht. «Da ist nichts passiert.»

Helge B.: «Seither bin ich auf der Flucht»

2017, fast zehn Jahre später meldete sich Helge erneut bei Scotland Yard. Anschliessend traf er zwei Beamte in Athen, machte in London seine Aussage.

Christian B. konnte mittlerweile festgenommen werden. Er bestreitet aber, etwas mit dem Verschwinden von Maddie McCann zu tun zu haben.

Für Helge B. hat die Aussage auch viele, meist negative Folgen. Es werden so viele Lügen über mich verbreitet, und ich kann nichts dagegen machen, bin hilflos.» Plötzlich seien Reporter vor seiner Haustüre auf Korsika aufgetaucht, ein «Spiessrutenlauf» habe begonnen, sein Vergangenheit ihn eingeholt. Auch das deutsche Bundeskriminalamt habe sich gemeldet und ihm geraten, zu verschwinden.

«Seitdem bin ich auf der Flucht», erzählt Helge B.. Er sehne sich nach seinem alten Leben, das sei aber nicht möglich. Es habe sein Leben ruiniert. Zu den Medien hat er nun gesprochen in der Hoffnung, dass nun alles zu Ende gehe.

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