Die Corona-Pandemie hat nach Expertenmeinung der WHO eine ungerechte, kaputte und gespaltene Welt entlarvt.
Massengrab auf dem Friedhof in Manaus in Brasilien. Die Corona-Pandemie kostete weltweit Hunderttausende Menschenleben. Foto: Lucas Silva/dpa
Massengrab auf dem Friedhof in Manaus in Brasilien. Die Corona-Pandemie kostete weltweit Hunderttausende Menschenleben. Foto: Lucas Silva/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WHO kritisiert die globale Zusammenarbeit während der Corona-Pandemie.
  • «Die Pandemie entlarvte eine kaputte Welt», so die Experten.
  • Das Gremium empfiehlt einen internationalen Vertrag zu schliessen.

Es ist ein verheerendes Zeugnis, das Experten der Weltgesundheitsorganisation den Regierungen ausstellen. Die Welt sei in der Corona-Pandemie unfair, ohne Rechenschaftspflicht und gespalten.

Die Länder seien gemeinsam weder in der Lage, die Corona-Pandemie in naher Zukunft zu beenden, noch eine ähnliche Pandemie zu verhindern. Das schreiben die unabhängigen Experten des Gremiums zur Überwachung der Bereitschaftsplanung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie legten ihren Bericht bei der Gesundheitskonferenz «World Health Summit» in Berlin vor. «Covid-19 hat eine kaputte Welt entlarvt, die ungerecht, ohne Rechenschaftspflicht und gespalten ist», heisst es darin.

Während die Corona-Pandemie weltweit Hunderttausende Menschenleben kostete, seien die Länder nicht in der Lage gewesen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Ob jemand die Chance hat, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, hänge nicht vom Bedarf, sondern davon ab, ob das Heimatland für den Impfstoff zahlen könne.

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Die Zahl der Todesopfer in Verbindung mit Covid-19 hat in Indonesien die Marke von 100 000 überschritten. Foto: Tatan Syuflana/AP/dpa Foto: Tatan Syuflana/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Tatan Syuflana

Reiche Länder bieten Auffrischimpfungen an, andere haben nicht mal die erste Dosis

Es gebe ein grundlegendes Missverständnis, wonach Solidarität allein etwas mit Wohlwollen und Hilfe für Schwächere zu tun habe, heisst es in dem Bericht. Dabei gehe es viel mehr um eine faire Behandlung und die gemeinsamen Interessen der Erdenbewohner.

«Reiche Länder spenden medizinische Mittel, statt den Aufbau von Herstellerkapazitäten zu fördern, Technologie zu teilen und fairere Patentschutz-Vorgaben zu akzeptieren», kritisiert der Bericht.

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ARCHIV - Zwei Männer gehen vorbei an Holzfeuern auf dem Gelände eines Krematoriums in dem Opfer einer Covid-19 Erkrankung verbrannt werden. Foto: Manish Rajput/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa - sda - Keystone/SOPA Images via ZUMA Wire/Manish Rajput

Die WHO moniert seit langen, dass reiche Länder sich bei den Corona-Impfstoffen zuerst bedient haben und schon Auffrischimpfungen anbieten, während in vielen Ländern selbst Gesundheitspersonal noch händeringend auf die Chance einer ersten Impfdosis wartet. Die WHO hatte 2020 zwar mit Unterstützung der reichen Länder das solidarische Impfprojekts Covax ins Leben gerufen.

Das Gremium empfiehlt einen internationalen Vertrag

Es sollte Forschungsgelder für Impfstoffe bündeln und dann für eine faire Verteilung in aller Welt sorgen. Doch scherten reiche Länder aus und schlossen parallel mit Herstellerfirmen Lieferverträge. Deshalb konnte Covax nicht genügend Impfdosen kaufen, um ärmere Länder zu bedienen.

Das Gremium empfiehlt unter anderem einen internationalen Vertrag, mit dem sich die Länder konkret zur Vorbereitung auf künftige Pandemien und eine faire globale Reaktion darauf verpflichten.

Es hält auch einen Finanzierungsmechanismus für nötig, mit dem sichergestellt wird, dass im Notfall schnell und flexibel ausreichend Geld zur Verfügung steht.

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