Wegen Influencer: Bauer stellt Bezahl-Drehkreuz auf Wanderweg
In Südtirol hatte ein Bauer am Wochenende als Protest ein Bezahl-Drehkreuz auf «seinem» Wanderweg aufgestellt. Er hat genug von der Influencer-Flut.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Südtiroler Bauer verlangte am Wochenende «Maut» für einen Wanderweg.
- Die Behörden stoppten die Protestaktion wegen fehlender Genehmigung.
- Der Italo-Alpenverein zeigt Verständnis, die Südtiroler warnen vor einem falschen Signal.
Ein Südtiroler Landwirt hat genug: Weil Tag für Tag Wanderer durch sein Gelände strömen, Müll hinterlassen und seine Wiesen beschädigen, hat er auf eigene Faust gehandelt.
Am Wochenende stellte er ein Drehkreuz auf einem beliebten Wanderweg in Gröden auf – und verlangte fünf Euro «Maut». Der Weg war für kurze Zeit nur gegen Bezahlung passierbar.
Die Aktion sorgte prompt für Aufsehen. «Jetzt muss man für Wanderwege zahlen», schrieb der Präsident des italienischen Alpenvereins CAI, Carlo Alberto Zanella, auf Facebook – und zeigte ein Bild des installierten Drehkreuzes.
Er stellte sich demonstrativ hinter den Bauern. Es handle sich hier um einen der meist fotografierten Trails in den Dolomiten. Der Weg sei «überfallen von Influencern, YouTubern und Instagrammern.» Das Ergebnis eines politisch geförderten Tourismusmodells, so Zanella.
Nicht das erste Mal – Behörden schreiten ein
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Südtiroler Landwirt auf eigene Faust zur Wanderweg-Maut greift. Bereits 2024 hatte ein Bauer im Villnösstal ein ähnliches Drehkreuz errichtet, um den Ansturm auf eine kleine Kirche zu bremsen.
Doch diesmal reagierten die Behörden rasch: Das Naturschutzbüro Bozen liess die Schranke laut «Corriere» wieder entfernen. Es habe keine Genehmigung durch Provinz oder Naturschutz-Park vorgelegen.
Auch die Gemeinde St. Christina prüft laut «Rai Südtirol» rechtliche Schritte. Bürgermeister Christoph Senoner bestätigte aber lediglich, dass das Drehkreuz am Wochenende aufgestellt worden sei. Die Frage: Hätte es eine Baugenehmigung gebraucht.
Der Bauer selbst spricht von einer bewussten Protestaktion. Gegenüber «Rai» sagte er: «Alle laufen einfach durch, lassen Müll liegen, machen Feuer – das ist eine Unverschämtheit.» Die Schranke sei auch nur am Samstag aktiviert gewesen, inzwischen sei der Weg wieder offen.
Alpenverein Südtirol warnt vor falschem Signal
Während der italienische Alpenverein die Aktion unterstützt, sieht der Südtiroler Alpenverein AVS die Lage kritischer. «Das geht in die falsche Richtung», so AVS-Präsident Christian Olive zu «Rai».
Zwar verstehe man den Frust des Bauern, der sein Eigentum schützen wolle – aber Wege einfach zu sperren und Geld zu verlangen, könne nicht die Lösung sein. Es brauche politische Lösungen.

Für CAI-Präsident Zanella steht das Drehkreuz nur stellvertretend für ein tiefer liegendes Problem: «Der Landwirt hat die Nase voll», sagt er gegenüber «Corriere della Sera». Touristen gäben Geld für Seilbahnen und Hütten aus – doch der Bauer, der die Schäden beheben müsse, bleibe auf den Kosten sitzen.
Besonders problematisch seien E-Bikes, die Wiesen beschädigen, auf denen das Gras wegen der Höhe nur langsam nachwachse. Bei Regen könnten sich sogar Risse im Boden bilden.