Was bringt die Alkohol-Wegfahrsperre?
Wenn Betrunkene kein Fahrzeug starten können, können sie auch keinen Unfall verursachen. Das wäre eigentlich kein Problem, meint ein Unfallforscher.

Das Wichtigste in Kürze
- Um Alkoholunfälle zu vermeiden, hat die UDV eine Alkohol-Wegfahrsperre gefordert.
- Ob diese etwas bringt und ob sie verhältnismässig ist, wird derzeit diskutiert.
Um mittelfristig alkoholbedingte Verkehrsunfälle vollständig zu unterbinden, sollten Neufahrzeuge künftig grundsätzlich mit einer Alkohol-Wegfahrsperre ausgerüstet sein. Diese Forderung hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) beim Verkehrsgerichtstag in Goslar erneuert.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) nannte den Vorschlag «innovativ und spannend». Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war Alkohol am Steuer im Jahr 2018 in Deutschland die Ursache für rund 13.500 Unfälle mit Personenschaden.

«Wenn alle betrunkenen Fahrer auf diese Weise am Starten eines Kraftfahrzeugs gehindert würden, gäbe es keine Alkohol-Unfälle mehr.» Dies sagte der Leiter der Unfallforschung, Siegfried Brockmann.
Neue EU-Richtlinie erforderlich
Der Verkehrsgerichtstag hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Thema Wegfahrsperren für Alkohol-Sünder befasst. Das Gremium plädierte damals in diesem Zusammenhang für eine mögliche Kürzung des Fahrverbots. Ersttätern mit Alkoholwerten unter 1,6 Promille solle durch den Einbau einer Alkohol-Wegfahrsperre diese Möglichkeit gegeben werden. Auch die vollständige Entziehung der Fahrerlaubnis könnte so in gewissen Fällen vermieden werden.

In Deutschland müssten dafür aber Gesetze geändert werden, sagte Brockmann. Es sei nicht ersichtlich, dass daran gearbeitet werde. Einfacher wäre es, eine EU-Richtlinie zu erweitern, sagte der Unfallforscher. Die Staaten der Gemeinschaft hatten im November vergangenen Jahres Folgendes beschlossen: Ab dem Jahr 2022 muss in Neuwagen eine Vorrichtung für den Anschluss einer Alkohol-Wegfahrsperre eingebaut werden.
Rückfallquote verringern
Der ADAC halte zwar den Einbau einer Schnittstelle für eine Alkohol-Wegfahrsperre für sinnvoll, sagte ein Sprecher. Den verpflichtenden Einbau von Alkohol-Interlocks in alle Pkw lehne der ADAC dagegen als unverhältnismässig ab.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat zeigt sich offener. «Ziel ist es, Alkoholfahrten in Deutschland zu verhindern», sagte Sprecherin Julia Fohmann. Dafür könnte ein direkter Einbau von Alkohol-Wegfahrsperren in alle gewerblichen und privaten Fahrzeuge vorgenommen werden. Dies werde im DVR derzeit aber noch kontrovers diskutiert.