Deshalb sollte man sich im Flugzeug bewegen – und Wasser trinken!
Was tun, wenn ein Fluggast kollabiert oder plötzlich das Atmen schwerfällt? Und wie häufig gibt es eigentlich solche Situationen an Bord? Wir klären auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Cabin-Crew trainiert intensiv für Notfälle – sogar Geburt an Bord wird geübt.
- Swiss-Flugzeuge sind mit Defibrillator, Sauerstoff & Notfall-Kits ausgestattet.
- Bei Notfällen hilft auch ein Telemedizin-Dienst – oder Ärzte aus dem Bordprogramm.
Ein Flug auf 10'000 Meter Höhe kann schöne Aussichten bieten – aber auch medizinisch heikel werden. Denn wenn der Kreislauf schlappmacht, der Magen rebelliert oder die Atmung plötzlich schwerfällt, ist schnelle Hilfe gefragt.
Und die ist auch da: Jedes Crewmitglied absolviert beim Lufthansa Aviation Training einen 15-wöchigen Grundkurs inklusive medizinischer Notfallschulung.
Meist ist ein Arzt mit an Bord
Dazu gehört ein umfassendes Erste-Hilfe-Training mit Szenarien von Reanimation bis Geburt an Bord. Am Ende steht ein «Dry Flight» – eine realitätsnahe Trockenübung in einer Flugzeugattrappe – auf dem Programm.
«Auf Langstreckenflügen befindet sich in 70 bis 80 Prozent der Fälle eine Ärztin oder ein Arzt an Bord.» Das sagt Sebastian Hergen, Head of Medical Services bei der Swiss.
Wenn es brenzlig wird und kein medizinisches Fachpersonal an Bord ist, wird Med Aire per Satellitentelefon zugeschaltet. Ein telemedizinischer Dienst für Airlines.
«Wichtig ist, dass nur Fakten und keine Interpretationen weitergegeben werden.» So erklärt es Patricia Klaus, Leiterin des Medical Trainings bei Lufthansa Aviation Training Switzerland, im «Swiss Magazine».

Auch das «Doctor-on-Board-Programm» trägt dazu bei, dass im Notfall rasch die passende Hilfe zur Stelle ist: Medizinische Fachpersonen können sich bei der Buchung registrieren – samt Fachrichtung.
Ergänzend werden Kurse in Zürich, Frankfurt, München und Berlin angeboten. «Hier lernen medizinische Fachpersonen das Swiss-Equipment kennen. Dazu, welche Kompetenzen die Cabin-Crew bei einem medizinischen Notfall an Board hat. Und wie sie die Crew bestmöglich unterstützen können», erklärt Patricia Klaus.
Alle Flugzeuge der Swiss-Flotte sind mit standardisiertem Notfallequipment gemäss EASA-Vorgaben ausgestattet: Dazu zählen ein First-Aid-Kit, ein Emergency-Medical-Kit, ein automatischer Defibrillator, Beatmungsmasken und Sauerstoffflaschen.
Nur wenige Notfälle gehen tödlich aus
Statistisch gesehen kommt es bei der Swiss etwa alle 15'000 bis 20'000 Passagiere zu einem medizinischen Zwischenfall. Dies bei 16,5 Millionen Reisenden pro Jahr. Die häufigsten Ursachen für Notfälle an Bord? Kreislaufprobleme, Magen-Darm-Beschwerden oder Atemnot.
Wenn ein medizinischer Notfall auftritt, zählt jede Minute. Pro Jahr muss die Swiss fünf- bis zehnmal ungeplant an einem Ausweichflughafen landen, um Passagieren die beste Versorgung zu ermöglichen.
Die Entscheidung, wohin umgeleitet wird, trifft letztlich die Cockpit-Crew. Meist verlaufen solche Vorfälle glimpflich. «Leider kommt es jedoch zu ein bis drei Todesfällen pro Jahr», sagt Sebastian Herrgen von den Swiss Medical Services.
Vor Langstreckenflug lohnt sich oft ein ärztlicher Check
Wer gesund und sicher fliegen möchte, sollte sich vor dem Abflug ein paar einfache, aber wichtige Tipps zu Herzen nehmen. Besonders bei bestehenden Vorerkrankungen wie Herz- oder Lungenerkrankungen lohnt sich ein ärztlicher Check.
Mit einem entsprechenden Attest lässt sich die Flugtauglichkeit bei der Swiss vorab klären. Das schafft Sicherheit für alle Beteiligten.

Auch während des Fluges gibt es einiges zu beachten: Viel Wasser trinken und auf alkoholische sowie koffeinhaltige Getränke möglichst verzichten hilft, einer Dehydrierung durch die trockene Kabinenluft vorzubeugen.
Bewegung ist ebenfalls zentral. Wer regelmässig aufsteht oder einfache Übungen mit den Beinen im Sitzen macht, reduziert das Risiko einer Thrombose deutlich.
Ein weiterer Punkt, der oft unterschätzt wird, ist der Druckausgleich. Bei einer Erkältung oder bei kleinen Kindern kann er Probleme bereiten. In solchen Fällen ist es unter Umständen besser, die Reise zu verschieben.
Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.