Britische Familie will nach Unfalltod ihres Sohnes US-Regierung verklagen
Eine britische Familie, deren Sohn bei einem Autounfall unter Beteiligung der Ehefrau eines US-Diplomaten ums Leben gekommen ist, wirft den USA Vertuschung vor - und hat eine Klage gegen die Regierung von US-Präsident Donald Trump angekündigt.

Das Wichtigste in Kürze
- 19-Jähriger starb bei Autounfall unter Beteiligung der Frau eines US-Diplomaten .
Die Familie werde sowohl Ansprüche gegen die Ehefrau des US-Diplomaten als auch gegen die Trump-Regierung «wegen deren gesetzeswidrigen Fehlverhaltens» und des «Versuchs der Vertuschung» geltend machen, sagte der Anwalt der Familie, Radd Seiger.
Der 19-jährige Harry Dunn war Ende August tödlich verunglückt, als sein Motorrad in der Nähe eines britischen Luftwaffenstützpunkts mit dem Auto der Ehefrau des US-Diplomaten kollidierte. Die 42-Jährige war auf der falschen Seite der Fahrbahn unterwegs. Sie verliess Grossbritannien nach dem Unfall unter Berufung auf diplomatische Immunität, bevor sie von der Polizei befragt werden konnte.
Einer in US-Medien zitierten Erklärung ihrer Anwälte zufolge räumte sie ein, am Steuer des Unfallwagens gesessen zu haben. Dunns Eltern hatten versucht, bei der US-Regierung eine Auslieferung der 42-Jährigen nach Grossbritannien zu erwirken, jedoch ohne Erfolg.
Die Familie wirft der US-Regierung vor, die Frau des Diplomaten «zurück in die USA geholt zu haben, damit sie nie vor Gericht kommt». Ziel der Klage gegen die Regierung in Washington sei es, die Fahrerin vor ein britisches Gericht zu bringen und «das Fehlverhalten der US-Regierung aufzudecken», sagte Seiger am Dienstag (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP.
Der Fall hat diplomatische Spannungen zwischen Grossbritannien und den USA ausgelöst. Trump bezeichnete das Geschehen als einen «schrecklichen Unfall». Viele US-Bürger hätten beim Fahren auf der linken Strassenseite in Grossbritannien Probleme, fügte der Präsident hinzu. Mitte Oktober empfing er Dunns Eltern im Weissen Haus. Sie erklärten später, Trump sei «herzlich» und «gastfreundlich» gewesen. Kritik übten sie allerdings an seinem Versuch, ein spontanes Treffen mit der Frau des US-Diplomaten zu organisieren - sie wartete mit Fotografen im Nachbarraum.
Dunns Vater Tim sagte im Sender Sky News, seine Familie sei «angewidert» und «entsetzt» angesichts des Verhaltens der Fahrerin. «Ich bin wütend, dass jemand so etwas tut und dann in ein Flugzeug steigt und verschwindet», sagte er.
Die Familie hat bereits Klage gegen die britische Regierung eingereicht, weil diese die Ausreise der Diplomatengattin nicht verhindert hat.