Roland Berger steht wegen der umstrittenen Rolle seines Vaters im Nationalsozialismus häufig unter Druck. Nun nimmt ihn ein prominenter Historiker in Schutz.
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Der Unternehmens- und Politikberater Roland Berger. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Roland Berger steht wegen der NS-Vergangenheit seines Vaters oft unter Druck.
  • Nun nimmt ihn der prominente Publizist und Historiker Michael Wolfssohn in Schutz.
  • Wolfssohn erklärt in seinem Gutachten, der Vater von Roland Berger «war kein Täter».

Der Unternehmensberater Roland Berger war im vergangenen Jahr wegen der Vergangenheit im Nationalsozialismus seines Vaters unter Druck geraten. Jetzt nimmt ihn ein prominenter Historiker in Schutz.

Bergers Vater habe kein Blut an den Händen, «er war kein Täter». Dies schreibt der Publizist und Historiker Michael Wolfssohn in einem Gastbeitrag für «Welt am Sonntag». Und Roland Berger selbst habe die Rolle seines Vaters während der Nationalsozialismus-Zeit auch nicht wissentlich beschönigt.

Rolle von Roland Bergers Vater im Nationalsozialismus

Roland Berger soll die Rolle seines Vaters, Georg Berger, während der NS-Zeit verharmlost und idealisiert haben. Dies hat ihm das «Handelsblatt» im vergangenen Jahr vorgeworfen. Roland Berger kündigte daraufhin an, dass er unter anderem Wolffsohn beauftragt habe, «reinen Tisch zu machen und alles aufzuklären».

Wolffsohn prüfte die Vorwürfe und beschreibt Georg Berger als «Profiteur, der die NS-Funktionsweise nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Darüber 1942 stolperte und schliesslich erhebliche Nachteile in Kauf nehmen musste: Quasi-Verbannung aus Wien, Gestapohaft und Arbeitsverbot. Im Sommer 1944 wurde er von der NSDAP ausgeschlossen.»

Bericht über Vater von Roland Berger schlug hohe Wellen

Laut dem «Handelsblatt» war Georg Berger 1931 in die NSDAP eingetreten und von 1936 bis 1939 Reichskassenverwalter der Hitler-Jugend gewesen. Anschliessend sei er Generaldirektor einer «arisierten» Backfabrik geworden und habe in einer beschlagnahmten Villa gewohnt.

Der Bericht hatte damals hohe Wellen geschlagen. So musste die Roland-Berger-Stiftung eine geplante Verleihung ihres Preises für Menschenwürde verschieben. Der polnische Bürgerrechtler Adam Bodnar hätte den Preis im Jüdischen Museum in Berlin erhalten sollen. Bodnar erklärte aber, er nehme die Auszeichnung wegen der Zweifel an Bergers Rolle im Nationalsozialismus nicht entgegen.

Roland Berger beschrieb Vater als moralisches Vorbild

Roland Berger hatte seinen Vater in Interviews als moralisches Vorbild beschrieben. Dies weil er 1938 aus Protest gegen die Pogrome aus der Partei ausgetreten sei. Unter Lebensgefahr habe er gezeigt, «mit mir nicht».

Dem «Handelsblatt» sagte er nach Erscheinen des Berichts, er habe die Gestapo-Durchsuchungen als kleiner Junge erlebt. Sein Bild vom Vater stamme auch aus Erzählungen in der Verwandtschaft. Es sei wohl «Selbstbetrug, den ich mir da habe zuschulden kommen lassen».

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