Die USA verhängen Strafzölle gegen die Türkei. Präsident Erdogan sieht darin einen Komplott gegen sein Land.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, inspiziert am Flughafen der Schwarzmeerstadt eine militärische Ehrenwache.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, inspiziert am Flughafen der Schwarzmeerstadt eine militärische Ehrenwache. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA belegen die Türkei mit Strafzöllen.
  • Sie reagieren damit auf die Verhaftung eines US-Geistlichen in der Türkei.
  • Präsident Erdogan sieht darin einen Wirtschatskomplott gegen sein Land.

Seit heute Morgen 0.01 Uhr belegt die USA die Türkei mit Strafzöllen auf Stahl in der Höhe von 50 Prozent, statt wie bislang mit 25 Prozent. Bereits am Freitag kündete US-Präsident Donald Trump die Massnahme per Twitter an. Damit bestraft Trump die Türkei mit einer Massnahme, die aus seiner «America first»-Strategie stammt. Der US-Präsident führt einen regelrechten Handelskrieg mit den Strafzöllen als Waffe. So belegte die USA den Handelsriesen China mit Strafsteuern und auch die EU – in den Worten Trumps der «grösste Feind im Handel» – wurde mit Strafzöllen auf deren Stahl und Aluminium bestraft.

Hintergrund sind zwei Geistliche

Bei der Auseinandersetzung zwischen der Türkei und der USA geht es aber nicht alleine um einen Handelskrieg. Hintergrund hier ist die Verhaftung des US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson in der Türkei. Ihm wird vorgeworfen, in der Türkei spioniert und das «Terrornetzwerk» der Gülen-Bewegung unterstützt zu haben.

Dem US-Pastor Andrew Brunson drohen 35 Jahre Haft.
Dem US-Pastor Andrew Brunson drohen 35 Jahre Haft. - Dpa

Mit der Verhaftung des US-Pastors erhoffte sich die Türkei ein Druckmittel gegen die USA, damit diese den im US-Exil lebenden türkischen Prediger Fethullah Gülen ausliefern. Diesem wird vorgeworfen, für den Putschversuch in der Türkei vom Juli 2016 verantwortlich zu sein.

«Komplott» gegen Türkei

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht nun in Trumps Massnahme eine «Operation gegen die Türkei» – der Verfall der Lira sei ein Komplott gegen sein Land. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung mehr als 45 Prozent ihres Werts eingebüsst. Und alleine am Freitag, nachdem Trump die Massnahe angekündigt hatte, fiel die Lira um 18 Prozentpunkte.

türkische lira
Die türkische Lira ist im Sinkflug. - dpa

Laut Erdogan wiederspiegle dies aber nicht die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes. Dabei blendet er aus, dass er selbst – mit seiner Ankündigung, mehr Einfluss auf die Zentralbank ausüben zu wollen – ausländische Investoren verunsichert und die Lira arg ins Wanken gebracht hatte.

Türkei will sich neue Freunde suchen

Erdogan warnte nun den Westen vor einem «Wirtschaftskrieg»: Gegenüber der «New York Times» sagte er, wenn Washington sich nicht respektvoll verhalte, dann müsse sich Ankara «neue Freunde und Verbündete suchen». Er spricht damit die Nato-Mitgliedschaft der Türkei an. Seit 1952 ist das Land am Bosporus Mitglied des westlichen Verteidigungspackts.

Es sei falsch, die Türkei wegen eines Pastors mit Drohungen in die Knie zwingen zu wollen, sagte Erdogan kürzlich bei einer Kundgebung in der Stadt Unye am Schwarzen Meer und rief «Schande, Schande!». «Sie tauschen ihren strategischen Nato-Partner gegen einen Priester ein», warf er Washington vor.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Recep Tayyip ErdoganDonald TrumpAndrew BrunsonLira