UN-Versammlung: Vertreter verlassen bei Netanjahu-Rede den Saal
Am Freitagnachmittag hält der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Rede vor der UN-Vollversammlung. Gefüllt ist der Saal jedoch nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Dutzende Diplomaten verliessen zu Beginn von Netanjahus Rede den UN‑Sitzungssaal.
- Dieser war nur spärlich besetzt; es gab Zwischenrufe und vereinzelt Applaus für Netanjahu.
- Netanjahu verteidigte die von den USA unterstützten Angriffe auf Irans Atomprogramm.
Zu Beginn der Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte am Freitagnachmittag (Schweizer Zeit) haben Dutzende Diplomaten den Sitzungssaal verlassen. Sie gingen aus Protest in langen Schlangen aus dem Raum in New York.
Zwischenrufe während Rede
Dieser war am Freitagmorgen (Ortszeit) zu Beginn der Sitzung ohnehin nur spärlich gefüllt. Netanjahu wartete mit stoischem Blick am Podium den Protest ab und erhielt währenddessen auch vereinzelten demonstrativen Applaus, vor allem aus Israels Delegation. Während seiner ersten Worte gab es Zwischenrufe.
Wegen der aggressiven Kriegsführung im Gazastreifen hatten sich zuletzt auch immer mehr westliche Partner von der israelischen Regierung abgewandt.
So erkannten Grossbritannien, Frankreich und Kanada zuletzt einen Staat Palästina an. Netanjahu wirft ihnen vor, damit den Terrorangriff der Hamas auf Israel vor fast zwei Jahren zu belohnen.
Netanjahu verteidigt Angriffe und warnt vor Iran
In seiner Rede verteidigte Netanjahu die von den USA unterstützten Angriffe auf das iranische Atomprogramm und warnte eindringlich vor einer atomaren Bewaffnung des Irans.
Die «iranische Terrorachse» habe den Frieden in der Welt, die Stabilität der Region und die Existenz Israels bedroht, sagte er in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in New York.
Netanjahu dankte US-Präsident Donald Trump ausdrücklich für dessen Unterstützung bei den Angriffen im Juni. Iran dürfe niemals eine Atomwaffe bekommen.
Der Iran habe «rasch ein massives Atomwaffenprogramm und ein massives Programm für ballistische Raketen» entwickelt, sagte Netanjahu.
«Diese sollten nicht nur israel zerstören, sondern auch die Vereinigten Staaten bedrohen und Nationen überall auf der Welt erpressen.»
«Israel kämpft Ihren Kampf»
israel sieht sich nach den Worten Netanjahus in einem Kampf gegen islamistischen Terror, den das Land nicht nur für sich bestreite. «israel kämpft Ihren Kampf», sagte Netanjahu in einer Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.
Dabei bezog er sich auch auf den deutschen Kanzler Friedrich Merz. Dieser habe die Wahrheit gesagt, als er nach dem israelischen Angriff auf den Iran gesagt habe, dass israel «die Drecksarbeit für uns alle» erledige.
Weiter sagte Netanjahu, US-Präsident Trump verstehe besser als jeder andere Staatschef, «dass israel und Amerika einer gemeinsamen Bedrohung gegenüberstehen.»
israel hatte im Juni in einem Grossangriff auf den Iran Atomanlagen der Islamischen Republik zerstört sowie führende Militärs und Atomwissenschaftler getötet.
Teilen der UN-Generalversammlung warf Netanjahu mangelnde Unterstützung vor. Zwar hätten viele Staats- und Regierungschefs sein Land nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf israel unterstützt.
«Aber diese Unterstützung verflüchtigte sich schnell, als israel das tat, was jede Nation mit Selbstachtung nach einem solch brutalen Angriff tun würde: Wir haben dagegen gekämpft.»
Netanjahu verteidigt Kriegsführung im Gazastreifen
Netanjahu verteidigte seine Kriegsführung gegen die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen und wies Vorwürfe eines Genozids gegen Palästinenser zurück.
«Für israel ist jedes zivile Opfer eine Tragödie. Für die Hamas ist das eine Strategie», sagte er vor der UN-Vollversammlung in New York.
Die Hamas benutze Zivilisten als menschliche Schutzschilde und «Requisiten in ihrem kranken Propagandakrieg in israel gegen israel», die westlichen Medien glaubten ihr.
Vorwürfe, seine Regierung begehe einen Völkermord an den Palästinensern, seien haltlos, sagte Netanjahu. «Würde ein Land, das Völkermord begeht, die von ihm angeblich angegriffene Zivilbevölkerung bitten, sich aus der Gefahrenzone zu entfernen», fragte er.
Die Wahrheit sei auf den Kopf gestellt worden. Die Hamas, die die Ermordung aller Juden fordere, werde verschont, «während israel, das alles tut, um Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen, auf die Anklagebank gesetzt wird. Was für ein Witz», rief Netanjahu.
Auch Vorwürfe, israel setze Hunger als Waffe ein, lies der Regierungschef nicht gelten. «Wenn es in gaza nicht genug zu essen gibt, dann liegt das daran, dass die Hamas es stiehlt», sagte er.
Sogar die UN, «die nicht gerade ein Unterstützer Israels ist», habe zugegeben, dass die Hamas und andere bewaffnete Gruppen 85 Prozent der Lastwagen mit Hilfsgütern geplündert hätten.
«Jene, die die Ritualmordlegenden von Völkermord und Hungersnot gegen israel verbreiteten, sind nicht besser als diejenigen, die im Mittelalter Ritualmordlegenden gegen die Juden verbreiteten», warnte Netanjahu.
Solche Lügen stärkten den Antisemitismus, warnte er. Zugleich lobte er US-Präsident Donald Trump – dessen Regierung bekämpfe den Antisemitismus energisch.