Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, übt in einem Interview erneut scharfe Kritik an der russischen Kriegsführung im Ukraine-Krieg.
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Nicht zufrieden mit der russischen Kriegsführung im Ukraine-Krieg: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin übt Kritik an der russischen Kriegsführung in der Ukraine.
  • Die Ziele der «Entmilitarisierung» und «Entnazifizierung» würden nicht erreicht.
  • Zudem lobt der 61-Jährige die ukrainische Armee als «eine der besten der Welt».

Die Kriegsführung Russlands im Ukraine-Krieg sorgt zunehmend für Kritik – auch aus den eigenen Reihen. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, verleiht seinem Unmut in aller Deutlichkeit Ausdruck. Diesmal sind seine Worte noch schärfer als üblich.

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Jewgeni Prigoschin mit Kämpfern seiner Wagner-Truppe in der im Ukraine-Krieg als erobert erklärten Stadt Bachmut.
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Der Militärführer kritisiert die Kriegsführung von Präsident Wladimir Putin in der Ukraine scharf.
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Der Ukraine-Krieg würde nicht zum Sturz des angeblichen Nazi-Regimes in Kiew, um Präsident Wolodymyr Selenskyj führen – im Gegenteil.
ukraine armee
Zudem habe der Krieg die Ukraine eher «militarisiert», antstatt sie zu «entmilitarisieren».
ukraine soldaten
Die Ukraine hätte jetzt deutlich mehr Soldaten als noch zu Beginn des Krieges.

In einem Interview mit dem kremlnahen Polittechnologen Konstantin Dolgow sagt er: «Wir müssen uns auf einen sehr schweren Krieg vorbereiten. Damit Russland nicht verliert, muss es den Kriegszustand ausrufen und die Wirtschaft auf die Produktion von Munition umstellen.»

Sie sollten neue Mobilmachungen einleiten – alle müssten für den Ukraine-Krieg arbeiten. Der 61-Jährige erinnert auch einmal mehr an die zahlreichen Niederlagen der russischen Armee: «Die Streitkräfte haben sich vor Kiew und Cherson in die ‹Hose gemacht› und sind dann abgehauen.»

Ukraine-Krieg: Russland erreicht Ziele nicht – im Gegenteil

Erneut äussert sich Prigoschin auch zu dem vom Kreml genannten Kriegsziel einer «Entmilitarisierung» und «Entnazifizierung» der Ukraine. «Wir haben die Ukraine als Nation auf der ganzen Welt bekannt gemacht und somit legitimiert. Das hat nichts mit ‹Entnazifizierung› zu tun. Der Krieg habe keinen Sturz der angeblichen Nazi-Führung in Kiew bewirkt, im Gegenteil.»

Zum Punkt der «Entmilitarisierung» sagt der Militärführer: «Die Ukraine hat heute viel mehr und schwerere Waffen und mehr kämpfendes Personal als vor dem Ukraine-Krieg. Damals hatten sie noch 20'000 kampfbereite Soldaten – heute sind es 400'000.» Russland habe das Land in Wahrheit «militarisiert».

Glauben Sie, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann?

Prigoschin lobt die ukrainische Armee sogar als «eine der besten der Welt»: «Sie verfügen über ein hohes Mass an Organisation, ein hohes Ausbildungsniveau, sowie ein hohes Mass an geheimdienstlicher Aufklärung. Zudem arbeiten sie mit allen Systemen – sowjetischen oder von der Nato – gleichermassen erfolgreich.»

Wagner-Boss fordert mehr Personal und Munition

Dagegen kritisiert er erneut das russische Verteidigungsministerium. Es stelle der Wagner-Armee weder ausreichend Munition noch angefordertes Personal bereit. Prigoschin meinte, dass der gesamte Donbass heute schon erobert sein könnte. Wenn er die 200'000 angeforderten Soldaten als Verstärkung bekommen hätte.

Doch gebe es in der Militärführung Ängste, sagte er. Nämlich, dass die Wagner-Truppen sich gegen den russischen Machtapparat wenden und am Ende in Moskau einmarschieren würden.

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