Im Zuge des Ukraine-Kriegs hat der Westen zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Doch wie wirksam sind diese Massnahmen überhaupt?
Russia Putin Ukraine Krieg
Sieht die westlichen Sanktionen gelassen: Wladimir Putin bei einer Sitzung im Kreml am 13. Juli. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die westlichen Sanktionen gegen Russland wirken zwar, aber nicht so effizient wie erhofft.
  • Grund: Moskau hat weiterhin Verbündete, die keine Massnahmen ergreifen.
  • Zudem profitiert der Kreml vom hohen Erdölpreis.
Ad

Der Westen hat mit Sanktionen gegen Russland auf die Eskalation im Ukraine-Krieg reagiert. Wie wirksam diese in der Realität sind, wird jedoch unter anderem in der EU oder in der Schweiz hitzig diskutiert.

Aus russischer Sicht ist die Sache klar. Wladimir Putin dementiert stets, dass die Sanktionen Moskaus Wirtschaft schmerzen. Stattdessen seien sie ein Schuss ins eigene Bein.

Im Westen gibt es derweil die grosse Hoffnung, dass die Massnahmen einschneidende Wirkung zeigen und den Konflikt beenden können.

Russland Ukraine-Krieg
Russische Soldaten im Ukraine-Krieg.
Ukraine Krieg
Ein Satellitenbild von russischen Einheiten im Ukraine-Krieg.
Ukraine Krieg
Ukrainische Soldaten in der Region Donezk.
vermögen
Rubel-Noten. (Symbolbild)

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni Bern, sagt gegenüber Nau.ch: «Es ist klar und ersichtlich, dass die Auswirkungen der Sanktionen grösser sind, als Putin zugibt. Aber aus westlicher Sicht sind sie nicht so dramatisch wie erhofft.»

Befürworten Sie die Sanktionen gegen Russland?

Ähnlich äussert sich Russland-Experte Ulrich Schmid: «Das Bild ist unausgewogen: Einerseits ist die Alltagsversorgung mit Gütern des täglichen Lebens stabil, allerdings sind die Preise um bis zu 30 Prozent gestiegen.»

«Nicht die ganze Welt stellt sich gegen Russland»

So stellt sich die Frage, weshalb die Sanktionen aus westlicher Sicht nicht so wirken wie erwartet. Kunz nennt mehrere Gründe. Einerseits habe der Westen nicht sehr schnell auf die Eskalation im Ukraine-Krieg reagiert. Das Verhängen von Sanktionen ist auch immer ein Balanceakt, weil man selbst abhängig von Russland ist.

Andererseits unterschätzt der Westen laut Kunz, dass viele Länder keine Sanktionen verhängen: «Nicht die ganze Welt stellt sich gegen Russland.» So könne der Kreml andere Absatzmärkte – beispielsweise in Südamerika oder Asien – bewirtschaften.

Putin Bolsonaro
Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem brasilianischen Amtskollegen Jair Bolsonaro im Jahr 2019. Brasilien könnte im Ukraine-Krieg ein wichtiger Verbündeter Russlands werden. - Keystone

Was zurzeit auf dem Erdölmarkt geschieht, spielt Putin ebenfalls in die Karten, sagen die Experten. Denn die Preise für den Rohstoff steigen. «Dadurch kann Russland mit weniger Exporten mehr Geld einnehmen», erklärt Schmid.

Sein Fazit: «Die russische Wirtschaft scheint zumindest heute widerstandsfähiger zu sein als erwartet.»

Zeit arbeitet im Ukraine-Krieg gegen Putin

Wie es weitergeht, bleibt offen. Kunz hält es für möglich, dass die Sanktionen spätestens 2023 doch noch greifen. Die Frage sei, ob der Ukraine-Krieg dann überhaupt noch läuft. Zudem glaubt er: «Zusätzliche Sanktionen sind nicht sehr realistisch, weil der Rückhalt in der Bevölkerung wohl abnehmen wird.»

Ähnlich klingt es bei Schmid. Laut ihm könnte die Situation für Russland sogar schon im Herbst kritisch werden. Er hält fest: «Die Zeit arbeitet gegen den Kreml.» Auch für ihn ist klar, neue Massnahmen wird es kaum mehr geben: «Die wichtigsten Sanktionen sind bereits erlassen.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Wladimir PutinHerbstKremlEUUkraine KriegKrieg