In Cherson steht womöglich ein Stadtkampf bevor. Frisch in den Ukraine-Krieg geschickte russische Soldaten versuchen jetzt, an Alkohol zu gelangen.
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Einige russische Soldaten trinken sich im Ukraine-Krieg offenbar Mut an. (Archiv) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Hoffnung der Bevölkerung von Cherson, befreit zu werden, wächst.
  • Die russischen Truppen sollen sich darauf vorbereiten, die Stadt zu verteidigen.
  • Laut einem Bericht wirken die frisch Rekrutierten aber nicht bereit für eine Schlacht.
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Wladimir Putin hat Tausende Reservisten für seinen Ukraine-Krieg mobilisiert. Viele der Männer sind davon offenbar wenig begeistert – und greifen zur Flasche. Wohl zum einen, um sich Mut anzutrinken. Und zum anderen, um für einen Moment ihre ausweglose Lage zu vergessen.

Moskau setzt die frisch Einberufenen ein, um die russischen Truppen bei der Verteidigung ihrer eingenommenen Gebiete zu unterstützen. Unter anderem im zuletzt sehr schwach besetzten Cherson.

Einwohner warten auf Befreiung

Die Stadt in der Ostukraine wurde bereits zu Beginn des russischen Angriffskriegs eingenommen. Doch mittlerweile steigt die Hoffnung der Bevölkerung, dass die Zeit der Besetzung bald vorbei sein könnte. Denn zuletzt feierte die Ukraine mit ihren Gegenoffensiven militärische Erfolge.

«Ich bleibe hier und warte darauf, dass die Ukraine uns endlich befreit», sagt ein Einwohner gegenüber dem «Guardian». Und weiter: «Die Stadt ist voll von Gerüchten und Klatsch über das, was passieren wird.»

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Seit Wochen versucht die Ukraine, Cherson zurückzuerobern.
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Die Region Cherson wird aktuell noch von Russland kontrolliert.
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Die Stadt Cherson wurde im Ukraine-Krieg zerstört.
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Eine Luftaufnahme von Cherson. (Archiv)
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Ein russischer Soldat nahe der Stadt Cherson im Ukraine-Krieg. (Symbolbild)

Die pro-russische Stellvertreterverwaltung verlässt zusehends die Stadt – und nimmt dabei teils lebenswichtige Güter mit. So soll es in der Stadt beispielsweise an Baby-Nahrung fehlen. Dafür hinterlässt sie in Cherson «ein Gefühl von neu gefundener Ruhe und Freiheit», erklärt ein Ukrainer. Ein grosser Teil der Angst sei verschwunden, «weil so viele Russen gegangen sind».

Die Bevölkerung traut sich zunehmend, sich gegen die Besetzer aufzulehnen. Der von den Russen im Ukraine-Krieg aufgezwungene Rubel wird in einigen Geschäften nicht mehr akzeptiert. Angenommen wird nur noch die Währung der Ukraine – die Hrywnja.

Russen sollen sich im Ukraine-Krieg auf Stadtkampf vorbereiten

Den russischen Soldaten dürfte es somit erschwert werden, an Güter zu gelangen. Die Stadt Nowa Kachowka im Oblast Cherson hat den Verkauf von Alkohol an russische Militärangehörige offenbar bereits verboten. Das soll aus einem in den sozialen Medien kursierenden Schreiben hervorgehen.

Eine Einwohnerin von Cherson berichtet: Sie sei kürzlich von drei frisch mobilisierten russischen Soldaten gefragt worden, wo man Zigaretten und Alkohol kaufen könne. «Sie sagten, sie wüssten nicht, was sie in der Stadt zu suchen hätten», schildert sie.

Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?

Es habe nicht so gewirkt, als seien die Männer «für eine grosse Schlacht bereit». Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes geht jedoch davon aus, dass die Russen sich auf einen Stadtkampf vorbereiten. «Sie bereiten sich darauf vor, sich zu verteidigen», sagte Kyrylo Budanov gegenüber der Online-Zeitung «Ukrajinska Prawda».

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